Welches Dach fürs Haus? Flach oder steil?

Formen, Funktionen, Raumreserven

Welches Dach fürs Haus? Welcher Dach-Stil passt? Schließlich prägt das Dach nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern auch die Räume und das Leben darunter.

Ein Dach über dem Kopf. Dieser Ausdruck gilt uns als Synonym für ein Heim, Behaglichkeit, ein Zuhause. Und damit drückt sich auch schon die elementare Bedeutung des Daches aus. Es schützt nicht nur das Mauerwerk vor Nässe – und die Bewohner vor Sturm, Regen oder Blitzschlag. Es bewahrt auch den Hausfrieden und behütet vor Schicksalsschlägen.

Seit der Antike setzen die Menschen wertvolle Tierfiguren auf ihre Dächer, um die Götter gnädig zu stimmen. Der Firstgockel etwa, ein Hahn auf dem Dach, sollte die Bewohner nicht nur vor Feuer schützen. Er war auch ein Symbol für Fruchtbarkeit und wurde aufgestellt, sobald der erste Sohn im Haus auf die Welt kam. Ein Pferd, wie man es heute noch in Niedersachsen an Giebeln sieht, symbolisierte Stärke und Freiheit. Eine Eule sollte vor Einbrechern schützen. Katzen bringen Reichtum. Und die heute beliebten Schlafwandler auf dem First zeugen vom verdienten ruhigen Schlaf der Bewohner.

Es lohnt sich also allemal, dem künftigen Dach fürs Haus etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Schon aus pragmatischen Erwägungen, denn ein klug geplantes Dach kann zusätzliche Wohnfläche schaffen für Kinderzimmer, Homeoffice oder ein kuscheliges Bad unter Schrägen, was immer sich im Lauf eines Lebens noch ergibt.

Es sorgt aber auch für grandiose firsthohe Räume, wenn man den Dachaufbau im Obergeschoss offen gestaltet. Oder kündet im Falle eines Flachdachs von der Modernität seiner Bewohner und deren relaxtem Lebensstil auf der begrünten Dachterrasse. In Kombination mit einem Staffelgeschoss wird aus der Dachterrasse eine buchstäbliche Win-win-Situation: Zugewinn an Wohnraum und an Grünfläche.

Schutz vor Wind und Wetter

Dass die Dachformen in Deutschland mit unterschiedlichen Dachneigungen und Traufhöhen kein Wunschkonzert sind, sondern von regionalen Bedingungen, vor allem dem Wetter, abhängen, wissen die meisten Bauherren. Steilere Dächer beispielsweise eignen sich als Dach fürs Haus besser für Gegenden, in denen viel Schnee fällt. Von den schrägen Dachflächen rutscht die Schneelast ab, während sie für das flache Dach zur Gefahr werden kann. Flachdächer dagegen sind traditionell in trockenen, warmen Gegenden zu Hause. Um die optimale Einstrahlung für Solarmodule zu erzielen, entscheidet aber heute mehr und mehr der Sonnenstand über die Neigung des Dachs. Was den Wünschen der Bauherren zudem Grenzen setzt, sind leider immer noch viel zu oft die lokalen Bauordnungen und gelegentlich das Budget.

Wohnen unter Schrägen

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Der Klassiker unter den Dachformen – der Gestaltung sind fast keine Grenzen gesetzt. (Foto: Bien-Zenker)

Architektonisch und baulich ist heute sehr vieles möglich, von Klassikern wie Sattel- und Walmdach bis zum trendigen Pultdach oder dem im Zuge des Bauhaus- Revivals wieder sehr beliebten Flachdach. Dazu kommen seltenere Sonderformen wie etwa Tonnen dächer (gewölbt und meist mit Zinkblech belegt), Zeltdächer (pyramidenförmig mit Schrägen auf allen vier Hausseiten), Grabendächer (ein umgekehrtes Satteldach mit dem tiefsten Punkt in der Mitte) oder Kombinationen von Dächern verschiedener Form auf einem einzigen Haus. Wobei ausgefallene Dachformen in der Regel ihren höheren Preis haben.

Als Faustregel gilt: Am günstigsten, weil am einfachsten konstruiert und mit Abstand am häufigsten gebaut, ist das klassische Satteldach. Seine Beliebtheit mag auch daran liegen, dass nicht alle, aber viele Menschen das Wohnen unter Dachschrägen als besonders gemütlich empfinden. Vorausgesetzt, die Räumlichkeiten sind nicht zu eng und gut belichtet. Den Wohnraum unter dem Dach besser nutzbar zu machen, wirkte jedenfalls als Motiv für die Herausbildung verschiedener Dachformen. Beispiele dafür sind unter anderem Mansarddach und Krüppelwalmdach, die vergleichsweise großzügige Räume mit Kopffreiheit unter geneigten Dächern ermöglichen. Dazu kam die Entwicklung zahlreicher Formen von Gauben, die Licht und Luft unters Dach ließen und damit die Wohnqualität verbesserten.

Steildach oder Flachdach?

Dach Haus Flachdach Baufritz
Steil plus flach. Wer seinem Haus zwei Baukörper spendiert, wie hier mit einem vorgelagerten Gäste- beziehungsweise Kinderzimmer, kann Dachformen miteinander kombinieren und erhält im besten Fall eine Dachterrasse als Extra dazu. (Foto: Baufritz)

Die tragende Konstruktion eines Dachs mit steilem Neigungsgrad ist der im Mauerwerk verankerte Dachstuhl aus Holz, der je nach Größe und Form des Dachs unterschiedlich aufgebaut sein kann. Er trägt die Dämmung, dazu mehrere Sperrschichten, die Feuchtigkeit entweichen, aber kein Wasser eindringen lassen, sowie die Eindeckung – meist mit Dachziegeln. Aber auch hier ist die Auswahl so groß wie nie zuvor. Sie reicht vom traditionellen Tonziegel über Hightech-Dachsteine bis zu verschiedenen Metallen und Schiefer, der sich längst aus der regionaltypischen Nische herausbewegt hat. Doch nicht alles, was gefällt, ist laut Bebauungsplan auch erlaubt. Materialien und Farben sind für einzelne Baugebiete oft vorgeschrieben. Informieren Sie sich rechtzeitig über die Vorgaben und machen Sie sich dann gegebenenfalls auf die Suche nach Alternativen zum eigentlichen Wunschdach.

Für eine bestmögliche Nutzung der Wohnfläche sollte die Dachneigung größer als 35 Grad sein. Hat die Konstruktion weniger Neigungswinkel, ist das Dach, abhängig von der Wandhöhe, eher als Kriechboden und Staufläche für selten genutzte Dinge wie Koffer verwendbar. Wer mit dem Gedanken spielt, das Dach erst später auszubauen, sollte übrigens auf Sattel-, Mansard- und Walmdächer setzen.

Flachdach: Neigung: 3 – 10°, Kosten: ca. 50–80 €/Quadratmeter

Dach Haus Schwoerer Flachdach
Mit sechs Grad Neigung gilt diese Konstruktion in den allermeisten Bauordnungen noch nicht als Pultdach, sondern kann nur dort gebaut werden, wo Flachdächer erlaubt sind. (Foto: Schwörerhaus)

Die Bauhaus-Begeisterung dieser Tage macht das Flachdach als Dach fürs Haus wieder zum Objekt der Begierde vieler Bauherren. Nach einem Boom in den 1960er-Jahren war es wegen schlechter Konstruktion und Bauschäden zeitweilig in Verruf geraten. Dank verbesserter Materialien und Verarbeitungstechniken stehen Flachdächer heute in puncto Qualität und Lebensdauer den Steildächern allerdings in nichts mehr nach. Ihre Konstruktion bleibt aufwendig und unterscheidet sich grundsätzlich von der des Steildachs.

Zwingend erforderlich ist eine Tragkonstruktion aus Stahl, Beton oder Massivholz. Darüber kommt ein mehrschichtiger Aufbau aus Gefälleschicht (meist Beton oder Bitumen split), Trennschicht (zur Verhinderung von Schwind- und Spannungsrissen) sowie Dampfsperre und Dämmung. Je nach Bauart unterscheidet man drei verschieden konstruierte Flachdach-Typen:

  • Warmdach: Beim unbelüfteten Dach folgt auf die Ausgleichs- und Trennschicht lediglich die Dachabdichtung aus Bitumen- oder Kunststoffbahnen. Wahlweise obendrauf eine Kiesschicht, Platten, Splitt oder Begrünung.
  • Kaltdach: Beim belüfteten Dach (Kaltdach) liegt über der Dämmung eine Lüftungsschicht. Diese hat die Funktion, im Sommer die aufgewärmte Dachhaut durch Hinterlüftung mit kalter Außenluft zu kühlen, sowie Wasserdampf, der aus dem Inneren des Gebäudes diffundiert, abzuleiten. Trotz einiger Vorteile wird das belüftete Dach weniger häufig ausgeführt, weil es aufwendiger und teurer ist.
  • Umkehrdach: Bei dieser Sonderform des unbelüfteten Dachs liegt die Wärmedämmung oberhalb der Dachabdichtung. Seine Vorteile: Beim Bau ist man nach der Dachabdichtung nicht mehr von der Witterung abhängig, denn Dämmplatten können auch bei schlechtem Wetter verlegt werden. Auch besteht beim Umkehrdach ein geringeres Risiko, dass die Dachhaut durch Wärmespannungen beschädigt wird. Das Umkehrdach ist meist die Grundlage für ein Gründach.

Pultdach: Neigung: 11 – 60° (meist 22°) Kosten: ca. 75 €/Quadratmeter

Dach Haus Pultdach Braas
Als hätte der Architekt dem Haus eine Schiebermütze aufgesetzt … (Foto: Braas)

Wo als Dach fürs Haus ein Flachdach an den örtlichen Vorschriften scheitert, ist oft ein Pultdach die Lösung. Es gilt derzeit als die modernste unter den Dachformen, ist einfach zu konstruieren und dement

 

sprechend relativ günstig. Es besteht aus nur einer geneigten Dachfläche. Diese schützt das Haus gegen Witterung, während auf der anderen Seite viel Licht in die Dachräume gelangen kann.

Ein weiterer Grund für die wachsende Beliebtheit des Pultdaches. Es eignet sich sehr gut für Solaranlagen, weil es im Verhältnis zur Grundfläche viel Dachfläche für deren Installation zur Verfügung stellt. Vorausgesetzt, es ist zur Sonne ausgerichtet. Pultdächer eröffnen zudem viel Spielraum für außergewöhnliche architektonische Lösungen. Beliebt sind etwa lange Dachüberstände oder versetzte Pultdächer beziehungsweise Doppelpultdächer, die im Grunde wie ein Satteldach mit eingebauter Stufe anmuten.

Nicht weniger attraktiv sind die inneren Werte eines Pultdachs. Die meist geringe Dachschräge sorgt dafür, dass Kinder-, Schlaf- und Badezimmer im Obergeschoss keine langweilig rechtwinklige Kistenform aufweisen, sondern eher wie Ateliers wirken – zumal, wenn zur optimalen Belichtung Dachfenster oder Lichtkuppeln eingesetzt werden.

Das Gründach: Neigung: 3 – ca. 20°, Kosten: ca. 50 – 100 €/Quadratmeter

Das richtig Dach Zinco Gruendach
Ein Gründach speichert CO₂, absorbiert Strahlung, dämmt und kühlt – ist also gut fürs Klima und gut für die Bewohner. (Foto: GGP/Zinco)

Flachdächer oder flach geneigte Dächer eignen sich besonders gut für eine Dachbegrünung. Immer mehr Bauherren und Hausbesitzer entdecken den Nutzen der Grünflächen auf höchster Ebene. Ob holzverschalter Öko-Look oder Stadtvilla im Bauhaus-Design: Dachbegrünungen finden sich inzwischen auf den unterschiedlichsten Haustypen.

Man unterscheidet zwischen extensiver und intensiver Dachbegrünung. Naturnahe extensive Begrünung ist bei flachen wie auch geneigten Dächern möglich und beschränkt sich meist auf Gräser, Kräuter, Moose oder Sukkulenten, die sehr anpassungs- und regenerationsfähig sind und keine zusätzliche Bewässerung brauchen. Intensive Begrünung schließt Sträucher, Stauden und sogar Bäume ein. Sie benötigt Pflege und Bewässerung, daher muss das Dach begehbar sein … und zudem über ein wasserdichtes Unterdach verfügen.

Satteldach: Neigung: meist 38 – 45°, Kosten: ca. 60 €/Quadratmeter

Das richtig Dach Satteldach Creaton
Mit Zinkhaut und Glas. So wird aus dem als bieder geschmähten Satteldach ein Design-Statement und Luxus-Zuhause. (Foto: Creaton)

Zwei geneigte Dachflächen, die sich am höchsten Punkt treffen. So kurz und knapp lässt sich das Satteldach definieren. Das in Deutschland häufigste und beliebteste Dach fürs Haus gilt als solide, zeitlos, günstig – und ein bisschen langweilig. Letzteres muss keineswegs sein. Ein Satteldach lässt sich durchaus neu und außergewöhnlich interpretieren. Sehr modern wirkt es (fast) ohne Dachüberstand, sodass ein monolithischer Baukörper entsteht. Dachüberstände schützen allerdings die Fassade vor Nässe, ohne diesen Schutz muss auf entsprechende Entwässerung geachtet werden. Oder Fassade und Dach werden mit dem gleichen witterungsbeständigen Material belegt, wie zum Beispiel Schiefer, was obendrein sehr schick aussieht. Interessant ist auch die Variation Schleppdach, bei dem eine Dachseite beziehungsweise ein Teil davon unten verlängert wird. Oder man baut ein „schiefes“ Dach, bei dem die Neigung nicht wie gewöhnlich auf beiden Seiten gleich groß ist.

Flach geneigte Satteldächer mit einem hohen Kniestock – der Entfernung von Dachgeschossdecke bis zum Auflagepunkt des Daches – sorgen für ein großzügiges Raumgefühl im Obergeschoss. Bei einem steilen Satteldach wiederum lässt sich der oberste Teil, der Spitzboden, kreativ nutzen: als Kinderrefugium oder extra Schlafplatz etwa für Gäste.

Walmdach/Zeltdach: Neigung: 20 – 35°, Kosten: ca. 100€/Quadratmeter

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Die Dachflächen sind nach allen vier Gebäudeseiten geneigt, es gibt keine freiliegenden Giebel. Dadurch wirkt das Dach wie ein umlaufender Hut. (Foto: Alwitra)

Das Walmdach wird manchmal als Urtyp des Wohnbaudaches bezeichnet. Die Dachflächen sind nach allen vier Gebäudeseiten geneigt. Es gibt keine freiliegenden Giebel. Dadurch wirkt das Dach wie ein umlaufender Hut und es entsteht eine stabile Konstruktion, die das Haus wirksam gegen Wind und Wetter schützt – besonders dann, wenn die Dachflächen tief heruntergezogen werden. Die modernere Variante ist das sogenannte Krüppelwalmdach, bei dem die Giebelseiten nur noch teilweise heruntergezogen („abgewalmt“) sind. Das ermöglicht eine bessere Belichtung und mehr Wohnqualität in den Dachräumen.

Flach geneigte Walmdächer wirken leicht und elegant. Man findet sie als Alternative zum Flachdach oft auf Stadtvillen oder Bungalows. Auch in der mediterran inspirierten Architektur, bei sogenannten Toskana-Villen, sind sie verbreitet, dann oft als Zeltdach auf quadratischem Grundriss. Hier laufen alle geneigten Dachflächen in einem Firstpunkt zusammen. Zumal unter flach geneigten Zeltdächern bleibt Bauherren allerdings nur noch wenig Ausbaureserve. Hier bietet sich an, die obere Geschossdecke einzusparen und den Blick bis zu den Dachbalken freizugeben, was den mediterranen Charakter noch verstärkt.

Mansarddach: Neigung: 30 – 60°, Kosten: ca. 80 – 100 €/Quadratmeter

Mansarddach Baufritz
Auch im 21. Jahrhundert noch begehrt – aber selten: Unter dem historisch anmutenden Mansarddach verbirgt sich ein up to date-Holzfertighaus mit jeder Menge Hightech. (Foto: Baufritz)

Das Mansarddach stammt aus der Barockzeit. Eigentlich handelt es sich dabei um ein zweigeteiltes Satteldach mit unterschiedlichen Neigungen: oben flach, unten steil. Durch die teilweise sehr kurzen Dachschrägen entsteht ein recht großzügiges Dachgeschoss. Die Konstruktion eines Mansarddaches ist vergleichsweise aufwendig und teuer. Dafür wirkt diese Dachform aber edel und repräsentativ.

Tonnendach: Neigung: 0 – 90° (Halbkreis), Kosten: ca. 130 €/Quadratmeter

Prefa Tonnendach
Meist sind sie mit Zink belegt, ihre Konstruktion ist aufwendig und ihr Look speziell: Tonnendächer wiegen schwer, sehen aber oft schwebend leicht aus. (Foto: Prefa)

Tonnendächer sind als Dach fürs Haus zwar selten, stehen aber bei Designliebhabern hoch im Kurs. Insbesondere villenartigen Gebäuden mit moderner Architektursprache steht ein Tonnendach gut zu Gesicht. Hat das Dach nur eine leichte Wölbung, nennt man es Bogendach. Die Deckung von Tonnendächern besteht meist aus Metall, zum Beispiel Titanzink, Edelstahl oder Kupfer. Auch ein Gründach ist möglich. Eine Dachdeckung mit gewöhnlichen Dachziegeln oder Betondachsteinen dagegen nicht.

Viele Häuser mit verschiedenen Dachformen stellen wir in unserem Hausfinder vor.
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