Das Tiny House: Hersteller, Stellplatz, Wohnbeispiele

Tiny Houses ganz groß

Kleiner, günstiger und über Nacht aufgebaut: Tiny Houses und Modulhäuser finden angesichts steigender Grundstückspreise immer mehr Fans. Wir stellen faszinierende Modelle verschiedener Tiny-House-Hersteller vor.

Allen Ballast über Bord werfen und auf schlankem Fuß das Glück finden – immer mehr zivilisationsmüde Zeitgenossen träumen diesen Traum vom „weniger ist mehr!“. Ihr Wohn-Ideal heißt Tiny House. Es sind Mini-Häuser, die auf unter 50 Quadratmetern ein komplettes Zuhause versprechen: schlank, flexibel, dabei mit maximalem Komfort. Anders als ihre Vorläufer Wohnwagen oder Caravan werden die neuen Kleinsthäuser auf Fundamenten errichtet.

Morgens vom Tiny-House-Hersteller per Sattelschlepper geliefert, von einem Schwerlastkran auf den Unterbau gehievt und an die üblichen Leitungen angeschlossen, sind sie schon abends bezugsfertig. Und wenn man zwei oder mehr winzige Häuser zusammenfügt, erhält man über Nacht einen Modulbau mit deutlich mehr Platz.

Zielgruppen für solch ein stationäres Tiny House sind Singles, Paare oder kleine Familien, die vor dem Erwerb einer Eigentumswohnung zurückschrecken aus Furcht vor Stress mit Nachbarn oder Miteigentümern. Oder auch Hauseigentümer, auf deren Grundstück noch Platz dafür ist. Apropos Platz: Natürlich lässt sich so ein Minihaus auch auf das Flachdach einer Garage oder eines bestehenden Gebäudes aufsetzen, wenn es die Statik zulässt. Perfekt geeignet sind die Minis auch als Erweiterung des bestehenden Hauses. Oder als Extraraum im Garten für Sauna, Homeoffice, Gästeunterkunft, Atelier oder Werkstatt. Für derartige Nutzungen sind übrigens auch Überseecontainer geeignet, die gebraucht angeboten werden und sich entsprechend dämmen und ausstatten lassen.

Genehmigung und Finanzierung für ein Tiny House

Alles, was auf Fundamenten steht, ist genehmigungspflichtig so hat es das deutsche Baurecht festgelegt. Übrigens auch, wenn so ein Modul auf einem Bestandsbau aufsitzt. Ein Bauingenieur oder Architekt muss also einen Bauantrag stellen. Die Finanzierung kann beim fest mit dem Grundstück verbundenen Haus über einen Immobilienkredit erfolgen, der als Grundschuld im Grundbuch abgesichert wird.

Anders sieht es aus, wenn ein transportables Tiny House auf eigenem Grund und Boden stehen soll. Das kann nicht als wertsteigernd angesetzt werden, da es sich abtransportieren lässt. Die Immobilie ist dann eine Mobilie, und die kann nicht ins Grundbuch eingetragen werden. In diesem Fall bleibt zur Finanzierung nur ein normaler Ratenkredit, der in der Regel mit einer maximalen Laufzeit von 120 Monaten angeboten wird. Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn das Haus auf gepachtetem Grund stehen soll.

Wohnbereich im Flying Space der Tiny-House-Herstellers Schwörerhaus
In diesem Flying Space von Schwörerhaus fehlt es an nichts. Modernen Wohnkonzepten entsprechend verschmelzen Kochen, Essen und Wohnen zu einer Einheit. (Foto: Schwörerhaus)

Tiny-House-Kosten und Förderung

Neben den verschiedenen Möglichkeiten beschäftigt Bauherren natürlich immer die Frage: Was kostet ein Tiny House? Das hängt vor allem von der Größe und der Ausstattung ab. Bauherren sollten pro Quadratmeter rund 2.300 Euro einplanen. Mit dieser Berechnung liegt ein 15 Quadratmeter großes Tiny House bei rund 35.000 Euro, ein 50 Quadratmeter großes Modell bei 115.000 Euro. Natürlich gibt es auch günstigere Modelle und auch nach oben sind je nach Tiny-House-Hersteller keine Grenzen gesetzt. Kleinsthäuser auf Fundament können mit dem KfW-Wohneigentumsprogramm, dem KfW-Programm „Energieeffizient bauen“ (falls die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind) und mittels Baukindergeld gefördert werden.

Bauen mit Raummodulen

Die Idee, ganze Raummodule komplett mit Einbauten wie Küchen und Bädern zu liefern, war bislang eher Domäne der Holzhausindustrie. Mittlerweile beginnen auch Massivhaus-Hersteller in Deutschland, das Prinzip für sich zu entdecken, und nutzen die Vorteile präziser industrieller Vorfertigung. Während die einen sich noch mit Wand-, Decken- und Dachelementen begnügen, liefern andere schon fertige Beton-Raummodule auf die Baustelle. Dort werden sie miteinander verbunden und zum kompletten Haus zusammengesetzt. Auf diese Weise lassen sich sehr kurze (Auf-) Bauzeiten realisieren – ähnlich wie bei den Holzfertighausbauern.

Der Tiny-House-Stellplatz: Ohne Erschließung geht es nicht

Um den geeigneten Stellplatz zu finden, sollten Sie sich zunächst überlegen, ob ihr Mini-Haus fest oder transportabel sein soll. Ein Tiny House ohne Räder erfordert ein Grundstück mit Anschluss ans Straßen-, Wasser und Stromnetz sowie an die Kanalisation. Soll das Kleinstdomizil nicht dauerhaft und als Erstwohnsitz genutzt werden, kommt möglicherweise auch ein Freizeitgrundstück als fester Tiny-House-Stellplatz in Betracht, zum Beispiel ein Schrebergarten- oder Ferienhausgrundstück. Alternative zum Kauf: pachten. Pachtgrund wird meist angeboten, wenn er in absehbarer Zeit nicht als Baulandgenutzt werden soll. Voraussetzung: Wenn Sie hier ein Tiny House bauen, muss es transportabel sein. Eventuelle Erschließungskosten trägt in der Regel der Grundstücksbesitzer – und legt die Kosten auf den Pachtzins um. Übernimmt sie jedoch der Pächter, reduziert dies die Pacht. Im Folgenden stellen wir gelungene Wohnbeispiele verschiedener Tiny-House-Hersteller vor.

Flying Space von Schwörerhaus

Viele leben nach Auszug der Kinder allein in viel zu großen Häusern, die im Unterhalt teuer sind. Renate Scherer hat es indes anders gemacht: Sie kaufte sich ein schlüsselfertiges Tiny-House mit 42 Quadratmetern Wohnfläche. Ihr Grundstück in einem kleinen Hunsrück-Ort war zu klein für ein normales Haus. Aber perfekt für ihr Flying Space! Mit Maßen zwischen 3,32 und 4,35 Metern Breite und bis zu 14,50 Metern Länge bieten die Flying Spaces bis zu 65 Quadratmeter Wohnfläche. Per Schwerlastkran binnen Minuten auf ihre Fundamente gehievt, lassen sie sich über- und nebeneinander zu größeren Einheiten zusammenfügen. Einziger Haken im Fall Scherer: die Baugenehmigung. Statt des Flach- musste auf ihr Flying Space ein Satteldach. Das die Planer von Schwörerhaus prompt noch als Terrassen- und als Carportdach nutzten.

Tiny House mit Satteldach von Schwörerhaus
Durch die Küche, die sich den vorderen Hausteil mit dem Bad teilt, kommt man herein. Das aufgesetzte Satteldach dient auch als praktische Terrassenüberdachung. (Foto: Schwörerhaus)

Der geschickt geplante Grundriss verzichtet auf Verkehrsflächen zugunsten großzügiger Raumwirkung. Dieses Tiny House ist ein Niedrigenergie-Bungalow mit Lüftungsanlage und Fußbodenheizung. Natürlich hat sich Renate Scherer für ihren Umzug ins Tiny House von Überflüssigem getrennt, aber: „Ich habe hier alles, was ich brauche. Ich fühle mich sehr wohl!“ Und das Beste: Je kleiner der Wohnraum, desto kleiner auch der ökologische Fußabdruck.

Tiny House am Stück: Vipp Shelter

Großes Tiny House mit viel Glas
Tiny House für ein großes Grundstück: Die Panoramafenster verlangen nach geeigneter Aussicht. (Vipp)

Den Luxus seiner extravaganten 55 Quadratmeter spielt das Vipp-Shelter genannte Stahlhaus auf Stelzen natürlich am besten in möglichst unberührter Natur aus. Immerhin ist es selbst innen völlig schwarz gestylt, damit nichts von den Panoramaaussichten der beiden Längsseiten ablenkt. Finster ist das Ganze dennoch nicht: Die beiden glasgedeckten Dachaufsätze liefern noch Licht von oben. Das Deluxe-Hideaway wird fix und fertig und komplett eingerichtet geliefert. Der dänische Hersteller Vipp, bekannt für hochfunktionales Design, bietet auch Übernachtungen im Muster-Shelter an.

Raumsparmöbel im Functionality Cube

Häfele-Functionality-Cube von aussen
Kein Ufo, sondern der Häfele-Functionality-Cube. Das Schauhaus demonstriert, was beim Innenausbau von Tiny Houses so alles möglich ist. (Foto: Häfele)

Wer dieses Tiny House kaufen möchte, wird an dieser Stelle enttäuscht. Der Wohnwürfel ist einmalig. Die Kooperation des Designers Werner Aisslinger mit dem Beschlaghersteller Häfele demonstriert, wie eine komplette Vierzimmerwohnung mit den Funktionen Wohnen, Kochen, Essen, Arbeiten und Schlafen großzügig, schick und funktional auf nur 39 Quadratmeter passt. Einzelne Wohn-Elemente können nach Gebrauch komplett verschwinden: Zum Beispiel das Büro unterm Bett oder die Küchenzeile hinter Falttüren, die in geöffnetem Zustand in seitlichen Fächern geparkt werden. Lauter Möbeleinbauideen, die das Maximum aus einem Minihaus-Rohling zum Selbstausbau herausholen. Den kann natürlich auch ein Tischler übernehmen.

Cabin One – das Haus „to go“

Das Leben im Tiny House kann äußerst komfortabel sein, wie das Cabin One beweist. Als einen Ort der Freiheit und Flexibilität sehen die Berliner Tiny-House-Bauer ihr Minimalhaus für Singles, Paare und alle, die ihr Haus beim Umzug mitnehmen möchten. Es konzentriert die Anforderungen eines Hausbewohners auf die drei wichtigsten Elemente: Komfort, Qualität und Nutzerfreundlichkeit. Und es will zudem mehr Flexibilität ins Leben mit seinen Veränderungen bringen. Das Raummodul lässt sich mit einem zweiten kleineren zur Cabin Bay oder mit einem gleichgroßen zur Cabin Suite koppeln. Es ist ein ressourcenschonender Bau, leicht zu transportieren, einfach aufzustellen und mit wenigen Handgriffen an vorhandene Infrastrukturen anzuschließen. Im Garten, auf dem Dach, in der Natur – temporär oder dauernd.

Cabin Bay
Erweitern lässt sich Cabin One mit einem Teil- oder einem weiteren Vollmodul zur Cabin Bay, wie hier abgebildet, oder zur Cabin Suite. (Foto: Cabin One)

BTEX Case System mit Modul-Außenwand

Tiny House aus Betonmodulen
Die carbontextilverstärkten Betonmodule sind leicht zu montieren und nach Bedarf dämmbar. Durch andere Materialien wie die Accoya-Rhombusleisten entsteht spannendes Design. (Foto: Betondesign)

Eine andere Art modularen Bauens ermöglicht dieses System, das aus 80-mal-80-Zentimeter-Architekturbeton-Modulen mit integriertem Montagerahmen aus Holz besteht. Die Module wiegen etwa 28 Kilogramm, werden einfach mit Schrauben verbunden und nach Bedarf gedämmt. Die Planung übernimmt ein Architekt Ihrer Wahl, die Bauausführung inklusive Dach ein Zimmereibetrieb. Die Tiny-House-Kosten pro Quadratmeter Wohnfläche belaufen sich je nach Ausstattung bis 3.000 Euro. Auch andere Modulformate sind möglich. Vorteile: coole wartungsfreie Fassade, simple Planung, einfacher und rascher Aufbau, komplett recycelbar.

Cubushome: Aus 4 mach 1!

Haus aus 4 Modulen vom Tiny-House-Hersteller Wolf System
Das Designhaus aus vier Modulen braucht nicht viel Platz. Die Rhomboid-Holzschalung gibt es auch in Grau. (Foto: Wolf System)

Perfektion bis ins Detail gepaart mit höchster Funktionalität verspricht dieses Modulhaus des Schweizer Architekten René Kellenberger, das der Fertighausbauer Wolf System anbietet. Das Designhaus aus vier komplett vorgefertigten Holzbaumodulen mit vielen Einbauschränken ist mit Aluminiumplatten und Rhomboid-Holzschalung in Grau oder Natur verkleidet. Es stellt das übliche Wohnkonzept auf den Kopf: Schlaf-, Kinder-/Arbeitszimmer und Duschbad finden sich unten, gekocht, gegessen und gewohnt wird jedoch oben – mit Dachterrasse und Aussicht.

Space 6: Module + Dach = Haus

Space 6-Stadtvilla der Deutschen Hausmanufaktur
Repräsentativ und elegant: Die Space 6-Stadtvilla besteht aus sechs Modulen mit Walmdach. Ein flaches Sattel- und ein Flachdach sind ebenfalls möglich. (Foto: Deutsche Hausmanufaktur)

Vom Bungalow bis zur Stadtvilla: Bei Space konfigurieren Sie Ihr Haus aus Modulen einfach selbst. Flach-, Sattel- oder Walmdach? Wie Sie wollen. Auch die verfügbaren Grundrissvarianten treffen jeden Geschmack und Bedarf. In der Tiny-House-Manufaktur des Herstellers, der sogenannten Raumfabrik, werden die Module produziert: jeweils fünf der sechs raumbildenden Seiten aus Spezialbeton. Der Innenausbau erfolgt wie in einer Fertigungsstraße der Automobilindustrie inklusive der Einbauten von Küchen und Bädern. Ein Mobilkran hebt schließlich die Module vom Tieflader. Im Plug-and-Play-System werden sie an- und aufeinander gesetzt und die Installationen verbunden.

Ein Tiny House von innen

Bietet ein Tiny House innen genug Platz für meine Bedürfnisse? Diese Frage stellen sich viele Interessierte, wenn sie sich mit dem Thema auseinandersetzen. Tiny Houses können dank cleverer Planung äußerst hell, komfortabel und geräumig sein, wie die folgenden Bilder beweisen. Für alle, die gern mal austesten möchten, wie es sich in einem Tiny House lebt, empfehlen wir einen Aufenthalt im Tiny House Village, in Mehlmeisel, in der Nähe von Bayreuth. Oder Sie besuchen ein Musterhaus von einem Tiny-House-Hersteller Ihrer Wahl.

Wohnbereich im Cabin One
Der Tiny-House-Hersteller Cabin One liefert komplette Raummodule am Stück. Der Wohnbereich punktet mit einem riesigen Sitzfenster. Die Sofabank dient zugleich als Stauraum. (Foto: Cabin One)

Wohnwand in einem Tiny House von Häfele
Im Häfele-Functionality-Cube können Wohnelemente nach Gebrach verschwinden. Zum Beispiel der Schreibtisch: Er lässt sich mit einem Handgriff in ein Bett verwandeln. Sie brauchen ihn dazu nicht einmal abzuräumen. (Foto: Häfele)

Schlafzimmer im Cubushome von Wolf System
Das Schlafzimmer im Cubushome von Wolf System liegt im Erdgeschoss. Die Kleiderschränke sind geschickt unter der Treppe integriert. (Foto: Wolf System)

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