Dacheindeckung – das passende Material

Gut eingedeckte Dächer

Ziegel, Dachstein, Metall oder Schiefer – welcher Hut steht unserem Haus am besten? Wie Sie das passende Material für die Dacheindeckung wählen, lesen Sie im Folgenden.

Die Hauptaufgabe einer Dacheindeckung ist es, das Haus im Verbund mit der darunter liegenden Konstruktion und Dämmung vor Regen, Wind und Kälte zu schützen. Darüber hinaus bestimmt sie entscheidend das Aussehen und den Charakter des Hauses mit. Anders als etwa ein Fassadenanstrich hält eine Dachbedeckung viele Jahre, ihre Erneuerung ist mit hohem Aufwand und Kosten verbunden. Die Wahl des Dachmaterials ist also daher eine weitreichende und langfristige Entscheidung, für die sich Bauherren ruhig entsprechend Zeit nehmen sollten. Zumal es nicht die eine „beste“ Lösung für die Dacheindeckung gibt, sondern – glücklicherweise – ein großes Angebot unterschiedlicher Lösungen. Die Optik spielt dabei ebenso eine Rolle wie funktionale Aspekte wie Haltbarkeit und Strapazierfähigkeit, Verlegungs- und Pflegeaufwand. Auch die Nachhaltigkeit und nicht zuletzt der Preis gehören natürlich zu den Auswahlkriterien.

Optik: Dezent, natürlich oder auffällig?

Tonziegel und Dachsteine aus Beton sind die beiden am häufigsten verwendeten Materialien bei der Dacheindeckung. Allein innerhalb dieser beiden Materialgruppen gibt es zahllose Formen und Farben; oft ist auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen, ob eine Dachpfanne aus Ton oder Beton hergestellt ist. Bei Dachsteinen ist die Auswahl an ausgefalleneren Farbvarianten etwas größer.

Dachsteine

Dachsteine werden aus Beton mit den Rohstoffen Zement, quarzhaltiger Sand und Wasser hergestellt. Nur der Zement wird vor der Beimischung bei hohen Temperaturen gebrannt, die fertig geformten Dachsteine werden bei 60 Grad getrocknet und anschließend mehrere Wochen ausgehärtet. Durch Zusatz von Farbpigmenten oder durch eine Beschichtung sind viele unterschiedliche Färbungen möglich. Vielfalt zeigen Dachsteine auch optisch: von klassischen Ziegelformen bis zu großen Formaten.

moderne geradlinige Dachziegel

geradlinig für moderne Architektur (Foto: Braas)

großflächiger Dachstein
großflächig zum schnellen Verlegen (Foto: Creaton)

traditionelle Dachpfanne Ziegelrot
als traditionelle Dachpfanne in Ziegelrot (Foto: Braas)

Die feinen „natürlichen“ Farbschattierungen, wie sie zum Beispiel für mediterrane Dächer typisch sind, bleiben allerdings ein Alleinstellungsmerkmal des klassischen Tonziegels.

Tonziegel

Tonziegel bestehen aus einem Gemisch von Ton und Lehm, das bei Temperaturen bis zu 1.200 Grad Celsius gebrannt wird. Beim Verbrennungsprozess verdampft die Flüssigkeit aus dem Rohmaterial. Dadurch wird das Material hart und wasserbeständig. Neben Ziegeln in natürlichen Rottönen gibt es Farbvarianten, die durch Zusätze wie Tonschlämme oder Eisenoxid eine farbige Beschichtung erhalten, entweder als diffusionsoffene Engobe oder als Glasur mit geschlossener Oberfläche. Hauptgruppen sind Flachziegel wie beispielsweise der Biberschwanz, Hohlziegel und Falzziegel.

schwarz glasierte Dachziegel Reihenhaus
Ziegel aus Ton sind in vielen Variationen ein optisches Highlight: Glasiert in schwarzem Glanz,… (Foto: Wienerberger)

Koramic moderner Dachziegel
…als moderner Design-Dachziegel, … (Foto: Wienerberger)

Ton-Dachziegel mediterran
…mit mediterranem Flair oder… (Foto: Braas)

Dachziegel Ergoldsbacher Karat XXL
… oder im XXL-Fomat für große Dachflächen. (Foto: Erlus)

Eine Eindeckung mit Metall macht das Dach zum Blickfang. Sie eignet sich auch gut für Dachformen jenseits des klassischen Satteldachs, wie etwa Kuppel- oder Tonnendächer. Schindeln oder Bleche aus Zink oder Aluminium bilden zudem reizvolle Kontraste zu einer Fassade mit Naturholzverschalung. Besonders elegant und edel wirkt ein Schieferdach. Längst ist das Jahrtausende alte Naturmaterial nicht mehr auf regionale Bauweisen beschränkt, sondern glänzt – ganz wörtlich – auch auf stylish modernen Häusern.

Ganz frei sind Bauherren bei der Wahl der Eindeckung allerdings nicht. Um den „ortstypischen Charakter“ eines Wohngebiets zu regeln, machen Bebauungspläne oft Vorgaben zu Materialien, Farbe und Oberflächen – mit mehr oder weniger individuellem Spielraum. Informieren Sie sich deshalb vorab bei der Gemeinde oder einem örtlichen Dachdecker.

Funktion: Verschiedene Materialien, unterschiedliche Stärken

Die eingangs beschriebene Schutzfunktion des Daches können alle gängigen Deckmaterialien gut erfüllen, Dachsteine, Metalle oder Schiefer haben aber jeweils ihre spezifischen Eigenschaften, die sie für bestimmte Dächer oder spezielle Bauherrenwünsche besonders geeignet macht.

  • Tonziegel sind relativ leicht und eignen sich deshalb auch für komplexe Dachfor- men. Als Naturmaterial können sie vorübergehend Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben – so bleibt es auch bei leichter Deckung unterm Dach trocken. Zudem sind Ziegel pflegeleicht.
  • Dachsteine sind schwerer, sehr belastbar, schlagfest und frostsicher. Im Vergleich zum Ziegel bieten sie besseren Schallschutz. Dafür benötigen sie etwas mehr Pflege, weil sich öfter Moos ansiedelt.
  • Für moderne, flach geneigte Dachformen eignen sich Ziegel wie Dachsteine. Entscheidend ist die Form der Dachpfanne, damit auch bei wenig Neigung Regenwasser gut ablaufen kann, zum Beispiel bei speziellen Flachdachziegeln.
  • Metall- und Schieferdeckungen sind besonders robust, pflegeleicht und langlebig.
  • Durchschnittliche Lebensdauer: Tonziegel circa 60 Jahre, Dachsteine circa 50 Jahre, Metall circa 75 bis 100 Jahre, Schiefer 100 Jahre und mehr.

Nachhaltigkeit: Natürlich ökologisch?

Überraschung: In puncto Nachhaltigkeit schlägt der Dachstein aus Beton den Tonziegel. Ursache ist der enorm hohe Energieaufwand für das Brennen der Ziegel. Hier schneidet der Dachstein mit seinem Trocknungsverfahren trotz seines klimaschädlichen Zementanteils besser ab. Der hohe Energieverbrauch und die stark gestiegenen Kosten führten 2022 sogar dazu, dass einige Ziegelwerke 2022 vorübergehend ihre Produktion einstellten, so auch das Unternehmen Nelskamp an einem Standort. Erst als die Gaspreise wieder sanken und staatliche Unterstützung in Aussicht war, fuhren die Ziegelöfen wieder hoch.

Schiefer als nicht verarbeitetes und dazu noch sehr langlebiges Naturmaterial hat eben- falls eine sehr gute Ökobilanz.

Schieferdach von Rathscheck
Schiefer glänzt in natürlichen Grautönen und vielfältigen Deckungsformen. Dieses Satteldach wurde in einer geradlinigen Rechteck-Doppeldeckung gedeckt. (Foto: Rathscheck)

Schiefer ist ein reines Naturprodukt. In Deutschland gibt es eine Reihe von Schiefervorkommen, unter anderem im Harz, in Thüringen, im Vogtland und Siegerland, im Taunus, auf dem Hunsrück und in der Eifel. Als Naturstein ist Schiefer besonders robust und langlebig. Er ist nur in seinen natürlichen Farben verfügbar, bietet aber Variabilität durch Zuschnitt und Art der Verlegung.

Schieferdach modern dynamisch von Rathscheck
Schiefer: Überzeugende Ästhetik einer Dynamischen Rechteckdoppeldeckung. (Foto: Rathscheck)

Auch Metalle punkten mit Langlebigkeit, sind allerdings energieintensiver in der Herstellung. Verbessert wird die Bilanz durch die Verwendung von recyceltem Rohstoff, was bei Aluminium wie auch Zink bereits praktiziert wird.

Eindeckungen aus Metall werden als Alternative zu Ziegel oder Dachstein auch bei Privathäusern immer beliebter. Dabei kommen vor allem Aluminium und Zink zum Einsatz, Zink meist in einer Legierung mit einem kleinen Anteil Titan. Beide gibt es in verschiedenen Formen: als Bleche, Platten oder Schindeln. Flexibilität und Formbarkeit ermöglichen auch ungewöhnliche Dachformen. Geringes Gewicht ermöglicht eine schnelle Verlegung. Alle Dachmetalle lassen sich recyceln, beziehungsweise können aus recyceltem Material hergestellt werden.

Kosten für die Dacheindeckung

Früher galten Dachsteine als das kostengünstigere Massenprodukt im Vergleich zum Naturziegel. Heute gibt es bei beiden Deckungsmaterialien sowohl einfache Standardprodukte wie auch hochpreisige Modelle. Bei großformatigen Dachsteinen lässt sich durch den etwas geringeren Verlegeaufwand sparen. Beide Produktgruppen sind von steigenden Energiepreisen betroffen, ganz besonders aber der Ziegel. Metall- und Schieferdeckungen sind deutlich teurer, was sich aber durch lange Haltbarkeit langfristig relativiert. Beim Schiefer kommt es vor allem auf die Verlegemethode an: Je einfacher die Deckung und je weniger Steine pro Quadratmeter, desto kostengünstiger wird die Eindeckung.

Extras: Solaranlagen und Gründächer

Solardach von Creaton
Solardächer sind attraktiv und nützlich zugleich: Es gibt Solarziegel für kleinteilige Dächer, … (Foto: Creaton)

Dächer sind heute nicht nur Schutz fürs Haus, sondern haben oft auch noch eine zusätzliche Funktion als energieproduzierendes Solardach oder ökologisches Gründach. Anstatt Solarkollektoren oder Photovoltaikmodule auf die Dacheindeckung zu montieren, gibt es inzwischen verschiedene smarte Indach-Solarlösungen für Ziegel und Dachsteine ebenso wie für Metalle und Schiefer.

in Ziegeldeckung integrierte PV-Anlage
… in Dachstein- oder Ziegeldeckung integrierte PV-Anlagen und … (Foto: Creaton)

So können Solarpaneele bündig in die Eindeckung integriert werden, damit eine einheitliche Fläche entsteht. Eine andere Möglichkeit sind Solarziegel oder -dachsteine zur direkten Eindeckung. Generell sollten Dächer für integrierte Solarlösungen eine Neigung von mindestens 20 bis 30 Grad haben.

PV-Modul Schieferdach
… spezielle PV-Module für Schieferdächer. (Foto: Rathscheck)

Begrünte Dächer sind ökologisch wertvoll, weil sie einen Ausgleich schaffen für die durch den Hausbau versiegelte Bodenfläche.

Gründach
Bepflanzt werden können Dächer mit einer Neigung von bis zu 35 Grad. Zum Beispiel mit Hilfe von Schubhaltern aus Edelstahl, die auf eine Unterkonstruktion gesetzt werden. (Foto: ZinCo)

Sie helfen, den Wasserhaushalt zu regulieren und bieten Biotope für Insekten und andere Kleintiere. Meist findet man Gründächer auf Flachdachbauten, doch auch geneigte Dächer können mit verschiedenen Anlagesystemen begrünt werden.

Mehr Wissenswertes rund um den Hausbau finden Sie in der Rubrik Haus und Bau.

mein schönes zuhause°°° FOLGEN SIE UNS AUF
zuhause3.de Newsletter