Hausbau-Planung: Das Entree

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Wie hat sich der Stellenwert des Eingangs beim Bauen verändert? Die Schnittstelle von Außen- und Innenwelt, einst zentrales Element eines Bauwerks, ist von unterschiedlichen Bewegungsabläufen, Ritualen und Erwartungen abhängig. Und sie muss weitgefächerte Anforderungen erfüllen.

Von Reiz und Risiko eines Zwischenraums

Der Übergang von außen nach innen fungiert von jeher als Öffnung und Abschirmung. Seine ihm zugeordneten Weg- und Raumstrukturen wie Vorgarten, kleine Vorplätze, Treppen oder Wege schaffen Ausrichtung und Orientierung. Originelle Eingangslösungen können als Auftakt und Einstimmung – einladend, wohltuend, stimulierend – auf die innere, private Welt wirken, auf das Raumerlebnis vorbereiten. Was aber nicht immer erfüllt wird. Nicht selten trifft der Besucher auf einen trivialen Windfang oder ein Entree, das sich als deprimierende Pufferzone entpuppt.

Einst waren Eingänge fast ausschließlich funktional bestimmt. Erst nach und nach gewannen auch die Eingangsbereiche gestalterisch an Bedeutung und Betonung. Seit der Renaissance sind bei Profanbauten das Portal und die Tür zu dem Teil des Hauses geworden, der Macht, Einfluss und Vermögen des Bewohners signalisiert. Dies ist an den überhohen Türen der Patrizierhäuser, an den Barockportalen von Schlössern ebenso wie an den Glas-Metall-Konstruktionen der Banken oder Konzerne abzulesen.

Die Geschichte des Kirchen- und Sakralbaus belegt, wie bedeutend die Gestaltung des Eingangs im spirituellen Zusammenhang war und ist: bewusste Inszenierung der Eintrittssituation, imposante, plastisch oder ornamental architektonische Ouvertüre, um sich von der profanen Welt abzugrenzen. Und nicht nur die Kirche hob die Bedeutung der Schnittstelle von Diesseits und Jenseits hervor, auch Eingänge nicht sakraler Gebäude dienten zusammen mit den davor befindlichen Plätzen und Vorbauten als Orte der Machtausübung. Es wurden öffentlich Amtseinführungen, Eidesleistungen, Gerichtssitzungen, Bekanntmachungen zelebriert.

Die Gliederung und der Schmuck unterrichtete den Eintretenden häufig über Funktion und Bedeutung des Bauwerks, verwies auf seine Benutzer oder Eigentümer. Natürlich wollen und können heutige Eingänge nicht mehr Schritt halten mit jenen aus der Vergangenheit. Eine Neuorientierung wurde im Jugendstil in Angriff genommen: Wie auch das Neue Bauen seit den 20er-Jahren, reformiert der Jugendstil die Charakteristik der Eingangszone.

Der Zugang wird gemäß seiner Aufgabe sachlich und zweckbezogen geprägt: als funktional ausgestaltete Maueröffnung. Bis heute gilt: Wesentlicher integrierter Bestandteil einer Eingangssituation ist die Tür. Das Erschließungselement kann als Blickfang in material- oder farbbetonter Ausformung im Mittelpunkt der Gestaltung stehen und neben den Fenstern als das strukturierende Element der Fassade wirken. Oder es ordnet sich komplett der Gesamterscheinung der Architektur unter, wird scheinbar unsichtbar. Als unmittelbare Grenze und Mittler zwischen Außenwelt und Innenraum sind Tür und Schwelle bereits in ur- und frühgeschichtlicher Zeit mit magischen Vorstellungen behaftet gewesen.

Wie alle Symbole ist das Bild der Tür ambivalent, repräsentiert Gefühle der Angst und der Sicherheit, der Abweisung sowie Hoffnung, des Eingesperrtseins und der Veränderung. An heutige Türen werden allerdings eher pragmatische Anforderungen gestellt. Sie sollen nicht mehr nur vor unbefugtem Betreten, sondern vor Kälte, Hitze, Nässe und Lärm schützen – und das bitte in unterschiedlichsten Materialien wie Holz, Kunststoff, Metall oder Glas.

Bauherren sind derzeit gut beraten, wenn sie eine schlichte und damit auch die architektonisch ideale Variante wählen: Der Zugang als Teil des Ganzen fügt sich stimmig in das Gesamtkonzept ein. Dies negiert in keinem Falle eine repräsentative Gestaltung, bedarf jedoch eines versierten Händchens, das souverän den architektonischen Formenkanon beherrscht. Von nicht unerheblicher Relevanz: Die Beleuchtung beziehungsweise Lichtführung spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle. Sie fungiert als Wegführer und kann zur Inszenierung der Erschließung formvollendet beitragen.

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