Ein Haus voller Freu(n)de

Nicht ohne Grund sind beim Thema Selbstausbau einschlägige Bauherrenserien im Fernsehen voll von Katastrophen und gefährlichen Selbstüberschätzungen, sowohl in geschmacklicher als auch handwerklicher Hinsicht. Um ein paar Euro zu sparen, wird mit dem Nachbarn „gefachsimpelt“, die Aufbauhilfe des Baumarktes für unfehlbar erklärt oder einfach auf gut Glück losgelegt. Dass der Einzug dann entweder gar nicht oder mit Gummistiefeln auf dem feuchten Estrich stattfindet, verwundert dann nur noch den Bauherren.

Es geht aber auch anders. Termingerecht, logistisch durchdacht und geschmacklich vielen Musterhäusern um Klassen überlegen, hauchten Lars Leistner (35) und Partnerin Marlen Nöbel (26) ihrem im Juli 2008 bezogenen FULLWOOD-Haus Leben und Stil bis in den letzten Winkel ein.

Planen, kalkulieren und organisieren sind für die gebürtigen Erzgebirgler Alltag, denn beide tragen als Selbstständige Verantwortung und sind für sich und ihre Mitarbeiter täglich bis zu 12 Stunden beruflich im Einsatz. Lars Leistner, ehemaliger Skispringer und Bekannter von Sprunglegende Jens Weißflog, fährt jede Woche mit eigenem Truck nach Amsterdam und pokert an der weltgrößten Blumenbörse um exklusive Ware für Blumengeschäfte und Gartencenter.

Irgendwann fiel ihm bei seiner Lebenspartnerin Marlen Nöbel, ehemals Krankenschwester, erhebliches kreatives Potenzial in Sachen Blumen, Farben, Accessoires und dem gekonnten Zusammenfügen von allem auf. Was lag also näher, als sich mit diesem Know-how ein eigenes Floristikgeschäft aufzubauen? „Wir spüren den künftigen Trends nach und liegen damit immer eine Nase vorn, das ist unser Erfolgsgeheimnis.”

Die Innengestaltung ihres 140 Quadratmeter großen FULLWOOD-Hauses nahm Marlen Nöbel logischerweise selbst in die Hand. Weiß, Grün und Braun bestimmen die Farbe der Räume. „Wir sind auch privat viel in Holland unterwegs und lieben die dort übliche Gemütlichkeit und Helligkeit, die bodentiefen Fenster mit zart verhüllenden schmalen Schals statt Gardinen.”

Überall im Haus verströmen Lilien, Orchideen und Gladiolen, natürlich im angesagten Weiß, ihre lieblichen Sommerdüfte. Sehr ansprechend die Idee, einige Wände als Vollbohle zu setzen und diese rhythmisch mit Halbbohlen zu unterbrechen. Letztere haben nur die halbe Dicke und werden mit Dämmung und Gipskarton aufgebaut. Der Wechsel von massiven Holzwänden und braunen glatten Flächen bringt Wärme, Tiefe und optische Abwechslung ins Geschehen. Auch beim Licht hat das Pärchen mit feinem Händchen agiert: Die gesamte Innenbeleuchtung ist, außer über dem Essplatz, indirekt und ferngesteuert.
Der offene, rechtwinklige Küchen- und Wohnbereich wurde in vier funktionale Zonen untergliedert. Neben der modernen beige-braunen Sachsenküche steht in der lichterfüllten Galerie ein langer Kirschholztisch auch für größere Tafelrunden bereit. Bis zum Ecksofa im Wohnraum sind es nur ein paar Schritte. Um 90 Grad versetzt dann ein Separee, das den Ausgang zur Terrasse mit dem Treppenaufgang verbindet.

Unkonventionelles Know-how
FULLWOOD liefert im Gegensatz zu anderen Massivholzbaufirmen die kompletten vormontierten Hauswände. Das Holz ist in der Fabrik mit nur 18 Prozent Restfeuchte perfekt vorgetrocknet. Lars Leistner: „In unserem Haus finden Sie jetzt nach einem Jahr noch keinen einzigen Riss. Ein vor Ort montiertes Holzhaus eines Bekannten hat sich 30 Zentimeter gesenkt. Eine Katastrophe …”
Zusammen mit Richtmeister Jürgen Heinrich von FULLWOOD und fünf Freunden wurde der Rohbau in nur zwei Tagen aufgestellt.

Das allein sparte stolze 25.000 Euro. Der Rohbau mit Selbstmontage der Fenster kostete runde 90.000 Euro. Das Haus besteht aus nordischer Polarkiefer. Die hat eine lange Stammzone mit besonders geringer Astdichte. Das 38-Grad-Satteldach wurde verstärkt und für eine bis zu vier Meter hohe Schneelast ausgelegt. Es ist mit hochwertigem Moselschiefer eingedeckt. Der zukünftige Schwager und Dachdeckermeister Sebastian Nöbel steuerte noch weitere Ideen bei. So verhindert eine großflächige Dachkehle an der Gaube gefährliche Schneeverwehungen. Dazu musste jeder Ziegel einzeln per Hand zugeschnitten werden.

Die Dachrinne aus Kupfer verläuft in handgeschweißten Bögen zur Erde. Eine in Deutschland relativ unbekannte, preiswerte und gerade mal 10 Zentimeter starke Dachisolierung der Firma ACTIS sorgt für die perfekte Dämmung. Alles zusammen hat einen Wert von etwa 50.000 Euro, hält aber voraussichtlich die nächsten 100 Jahre. Der Dachüberstand ist mit bis zu drei Metern sehr üppig dimensioniert, sieht nicht nur gut aus, sondern schützt auch die Hauswand vor Verwitterung. Die gesamte Terrasse ist überdacht.

Es gibt noch weitere clevere handwerkliche Raffinessen, die aufhorchen lassen: Der gesamte Holzinnenanstrich wurde mit kalt gepresstem Leinöl plus Kreide aus der Apotheke ausgeführt. „Das hält ewig, sieht edel aus, dunkelt nicht nach, und die Materialkosten belaufen sich auf 50 Euro.” Eine hauseigene Dreikammer-Bio-Kläranlage verrichtet zusammen mit einer Regenwasserzisterne ganze Arbeit, spart dem Paar die kompletten Entsorgungskosten und enorm viel Trinkwasser. Das sechs Kubikmeter große Betonbecken bevorratet ausreichend Brauchwasser für Waschmaschine, Geschirrspüler und Toilettenspülung. Die moderne, sehr leise Luft-Wärme-Wasserpumpe sorgt für Wohlbehagen und hat laut Lars Leistner den ersten, manchmal 20 Grad kalten Winter mit Bravour gemeistert.

Marlen Nöbel und Lars Leistner scheinen wirklich nichts dem Zufall zu überlassen. Fehlt eigentlich nur noch ein neuer Erdenbewohner zum Glück im Haus. Aber auch daran haben die sympathischen Erzgebirgler natürlich bereits gedacht.

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