Schöne Pflanzenwelt: Clematis

Clematis sind wahre Blühwunder. Die meisten zeigen sich von Juni bis September in üppiger Pracht. Nicht alle wollen hoch hinaus, auch klein machen sie sich unübersehbar. Die beste Pflanzzeit ist übrigens jetzt.

Bei 500 Arten und Sorten verliert der Laie schnell den Überblick. Manfred Westphal nicht. Sein Schaugarten in der Nähe von Hamburg ist europa- weit ein Mekka für Clematisliebhaber. Die Leidenschaft für die Waldrebe wurde ihm in die Wiege gelegt: Schon als Kind half er in der väterlichen Gärtnerei. Noch heute spricht er als Inhaber euphorisch über die Vielfalt dieser Pflanzen. Und räumt auch mit falschem Gärtnerwissen auf. Fußpflanzungen etwa sind bei Clematis gar nicht so beliebt, wie immer behauptet wird.


Staudenclematis – Die Wiederholungstäter

Die Clematis integrifolia, die Staudenclematis, gehören zu Manfred Westphals Lieblingsgruppe. Die Blüten- und Farbkombinationen sind nahezu grenzenlos. Sie sind absolut winterhart – sie vertragen Temperaturen bis minus 20 Grad – und sind besonders gesund: „Wir haben nie Probleme mit Clematiswelke. Auch andere Krankheiten kommen schlicht und erfgreifend nicht vor.“ Die Wuchshöhen variieren von 40 bis 200 Zentimetern. Die Staudenclematis hat aber mehr Bodenhaftung als ihre Artgenossen. Da ihr der Kletterdrang fehlt, muss sie an Drahtgestellen hochgebunden werden, sonst bleibt sie auf dem Boden liegen. Was reizvoll aussehen kann, besonders in Bauerngärten, aber dann gern zur Schneckenkost wird. Ohne Gestell kann sie an eine starke Strauchrose gepflanzt werden, an der sie sich hochhangelt.

Staudenclematis blühen von Anfang Juni bis September. „Werden die verblühten Stände gleich abgeschnitten, fördert das den Blütenflor um ein Vielfaches“, rät der Gartenexperte. Wenn das Wetter im Frühjahr richtig mitspielt, kann auch eine Zweitblüte im Herbst gelingen. Voraussetzung: Beim Abklingen der Erstblüte die Pflanzen bis auf Kniehöhe herunterschneiden. Sonst erst im November/Dezember bodentief schneiden (Rückschnittgruppe 3).


Hybride – Die Blühwunder

Bei den Hybriden unterscheidet man grob zwischen einmal und zweimal blühenden. Die einmal im Sommer blühenden fühlen sich im Halbschatten sehr wohl, vertragen aber auch sonnige Plätze. Sie wachsen etwas stärker als die zweimal blühenden und werden etwa 2,50 Meter hoch. Im November sollten diese Sorten radikal heruntergeschnitten werden (Rückschnittgruppe 3). Die Blüten erscheinen ab Mitte Juni, bei den niedrigeren Sorten häufig schon Ende Mai.

Zweimal blühend heißt: Die Frühjahrsblüte erscheint schon An- fang bis Mitte Mai, die zweite Blüte folgt nach sechs Wochen (Rückschnittgruppe 2). Viele Sorten werden kaum 2 Meter hoch und sind deshalb ideal für Kübel. So faszinierend die bis zu 25 Zentimeter großen Blüten der Hybriden sind, sie haben leider häufig mit der Clematiswelke zu kämpfen – eine hartnäckige Pilzkrankheit, die zum Absterben der oberirdischen Pflanzenteile führt.


Viticella – Die Kletterkünstlerin

Keine ist so gesund und blüht auch wunderbar im Schatten, wie die Clematis der Viticella-Gruppe. Sie eignen sich für nahezu sämtliche Standorte.
Im Dauerschatten haben sie sogar eine deutlich längere Blütezeit. Und die ist bei den Viticellas ausgesprochen lang: Sie blühen von Juni bis September. Die unübertroffene Blütenfülle und die große Farb- palette sind eine weitere Stärke. Die Blüten bringen es auf Durchmesser von 3 bis 12 Zentimetern.

Die Viticella gilt zudem als sehr gesund, sie kennt praktisch keine Clematiswelke. Obwohl die Übersetzung des Namens – Italienische Waldrebe – nach viel Wärme klingt, ist sie absolut frosthart. „Sie verträgt Temperaturen weit unter minus 25 Grad“, so Manfred Westphal. Alle Viticellas dann im späten Herbst bis fast zum Boden herunterschneiden (Rückschnittgruppe 3). Das entlastet außerdem Rosen und Sträucher, in die sie hineingewachsen sind, und erleichtert die winterlichen Schnittarbeiten an diesen Gewächsen.


Texensis – Die Sonnenanbeter

Manfred Westphal schätzt die Texensis-Arten sehr: „Sie blühen von Juni bis Oktober, also am längsten von allen Clematis. Und können imposante 4 Meter hoch werden.“ Clematis texensis sind Sonnenanbeter. Sie vertragen mehr Hitze und Sonne als die Viticellas und empfehlen sich deshalb für die Südterrasse. In Kübeln setzen sie – beispielsweise die ‚Sonette‘ mit einer Wuchshöhe von 1,50 Metern – bunte Farbtupfer auf Balkon oder Terrasse.

Etwas problematisch ist der bei einigen Sorten auftretende Mehltau. Eine der gesündesten Texensis ist ‚Princess Diana‘. „Eine Pflichtclematis“, so Manfred Westphal, „mit tollen, ausdauernden Blüten und einer idealen Wuchshöhe von 2 Metern.“ Faszinierend sind auch die buschigen Fruchtstände einer ‚Ruby Wedding‘. Nach der Blüte setzt ihre goldgelbe Färbung bis Dezember oder Januar schöne Akzente im winterlichen Garten. Danach radikal kurz über dem Boden abschneiden (Schnittklasse 3).


Die kleinen Wilden

Kennzeichen der Clematis montana und alpina sind die Unmengen kleine Blüten – meist in Weiß oder Zartrosa. Die hohe Zeit der Alpina ist April/Mai,
im Sommer überraschen sie mit einer Nachblüte. Robust und lebenslustig wie sie sind, benötigen sie kaum Pflege (auch keinen Schnitt) und eignen sich für fast alle Standorte. Auf Nässe reagiert das feine Wurzelwerk allerdings sehr empfindlich. Daher sollten diese Clematis möglichst etwas erhöht gepflanzt werden, um einen optimalen Wasserabzug zu gewährleisten.

Die Wuchshöhe liegt in der Regel zwischen 2 und 3 Metern – waagerecht über Zäune und Hecken. Wenn sie zu voluminös werden, darf man sie zurückschneiden. Ob wenig oder kräftig – ganz egal. Diese Clematis treiben immer wieder stark aus. Noch höher hinaus wollen Clematis montana: Sie erreichen teilweise Höhen von 10 bis 20 Metern. Deshalb lassen sie sich gut an oder in Bäume pflanzen. Die Einstufung in die Rückschnittgruppe 1 bedeutet, dass kein regelmäßiges Rückschneiden erforderlich ist.


Herbstfreuden

Einige Arten der Clematis setzen ihre Blüte erst im Spätsommer und Herbst an, wie die Clematis vitalba ‚Jasper‘ oder tan- gutica ‚Lambton Park‘. Beide leben ihren Wildcharakter und bringen es folglich auf Jahrestriebe von 3 bis 5 Metern. Sie brauchen viel Platz zum ungehemmten Wuchern, um dann auch ihre üppige Herbstblüte voll entfalten zu können. Entsprechend schneidet man sie zum Herbstende kräftig zurück (Schnittgruppe 3). Vitalba und Tangutica passen gut in Bauerngärten beziehungsweise zu anderen Herbstakteuren, wie Hagebutten-Rosen oder Zieräpfel.


Cut! Die Rückschnittgruppen

  1. Die häufigsten Vertreter sind die Wildformen clematis montana und clematis alpina. Sie blühen früh und legen ihre Blüten knospen schon im Jahr zuvor an. Eigentlich brauchen sie gar keinen Schnitt. Nur wenn die Pergola umzustürzen droht, darf nach der Blüte ein wenig geschnippelt werden.

  2. Hierzu zählen die meisten großblumigen und anspruchsvolleren Clematis-Hybriden. Sie entfalten ihre Pracht meist im frühen Juni, an den Blütentrieben des neuen Jahres. Daher sollte man diese im Spätherbst moderat schneiden (maximal um die halbe Trieblänge). Damit bleiben sie kompakt.

  3. Die wichtigsten Vertreter sind Viticella- und Texensis-Sorten. Die müssen radikal bodentief im November/Dezember abgeschnitten werden, da sie sonst von unten verkahlen. Sie bilden jedes Jahr kräftige, lange neue Triebe aus. Das alte Holz des Vorjahres wird also nicht benötigt.
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