Von der Stadt aufs Land: Viele Kommunen locken bauwillige Neubürger mit Geldgeschenken und verbilligten Grundstücken. (Foto: AdobeStock_Martin_Thum)
Ab 1. Juli mehr Geld vom Staat
Wer klimafreundlich baut, bekommt übrigens ab Juli mehr Bauförderung vom Staat. Dank der neuen „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) steigt der Bauzuschuss pro Wohneinheit auf bis zu 37.500 Euro. Zudem kommen weitere Geldgeschenke von Ländern und Kommunen.
Bislang allerdings gilt bei der Neubauförderung des Staates: Zuschüsse bekommt nur, wer auch einen KfW-Kredit beantragt. Das ändert sich am 1. Juli – wie so vieles.
Mit der neuen BEG haben Bauherren künftig die Wahl, ob sie einen Förderkredit mit Tilgungszuschuss oder aber nur einen Zuschuss für ihr KfW-Effizienzhaus beantragen. Wer also keinen Kredit benötigt – etwa, weil genügend Eigenkapital vorhanden ist – kommt trotzdem in den Genuss staatlicher Förderung beim Bauen. Außerdem passt die Bundesregierung ihren finanziellen Rückenwind an die gestiegenen Baupreise an und bemisst die Zuschüsse jetzt großzügiger.
Mit der neuen BEG-Förderung möchte die Bundesregierung stärkere Anreize schaffen, um die Energiebilanz von Gebäuden zu verbessern. Deshalb umfasst die BEG auch eine umfangreiche Förderung für die energetische Sanierung von Bestandshäusern. Das Ziel: Der Primärenergiebedarf von Gebäuden soll gegenüber dem Ausgangswert 2008 bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent sinken. Bauherren, die dabei tatkräftig mitwirken, können sich dabei auf noch breitere Förderung als bisher stützen.
Das ändert sich ab Juli in Sachen Bauförderung
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Einzelnen:
- Die maximale Kreditsumme eines Kredits mit KfW-Förderung steigt für besonders klimafreundliche Häuser von 120.000 auf 150.000 Euro.
- Die Höchstsumme, die der Staat Bauherren als Tilgungszuschuss oder reinen Zuschuss dazugibt, steigt von 30.000 auf 37.500 Euro.
- Das etablierte System der Effizienzhausklassen wird erweitert. Neu eingeführt werden die beiden Klassen Effizienzhaus EE und Effizienzhaus NH, die an die bekannten Zahlenwerte angehängt werden, also etwa KfW 40 EE oder KfW 55 NH. Das Prädikat EE (erneuerbare Energie) erhält man, wenn mindestens 55 Prozent der vom Neubau benötigten Energie regenerativ erzeugt werden. NH (Nachhaltigkeit) steht für ein dem Haus verliehenes Nachhaltigkeitszertifikat. Ausgestellt wird es von staatlich anerkannten Zertifizierungsstellen.
- Kosten für Fachplanung und Baubegleitung sind bei Ein- und Zweifamilienhäusern bis zu 10.000 Euro förderfähig. Erstattet werden 50 Prozent der Kosten.
- Die gesamte BEG-Förderung sollen Bauherren oder Hauskäufer künftig in einem einzigen Formular an die Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW beantragen können.
Förderung durch die Länder
Neben der KfW-Bank des Bundes greifen auch fast alle Länder Neubauwilligen
unter die Arme. Im Allgemeinen gibt es zinsgünstige Kredite, teilweise kombiniert mit einmaligen Zuschüssen, zum Beispiel: pro Kind.
Zumeist zielen die Bundesländer mit ihren Hilfen auf bestimmte Lebenssituationen. So ist zum Beispiel die Bauförderung für Familien mit Kindern, Alleinerziehende oder Paare mit Kinderwunsch vorrangig. Auch Menschen mit Behinerung, die im Haushalt leben, können für die Förderung durch die Bundesländer qualifizieren.
Oft dürfen bestimmte Einkommens- und Wohnflächengrenzen nicht überschritten werden.
Bürgermeister buhlen um Bauwillige
Zahlreiche Städte und Gemeinden greifen jungen Familien bei der Hausbau-Förderung unter die Arme. Zuweilen gilt die Förderung nur Ortsansässigen. Aber manche Kommunen locken auch ganz gezielt Bewerber von außerhalb an.
Zusätzlich zu KfW-Programm und Eigenheimförderung durch die Bundesländer unterstützen auch hunderte Kommunen mit ganz unterschiedlichen Modellen private Bauherren. Dabei zielen sie insbesondere auf junge Familien. Kaum überraschend engagieren sich in diesem Bereich vor allem Orte, die durch Überalterung oder Wegzug (oder beides) vom demografischen Wandel betroffen sind.
Viele Städte und Gemeinden nutzen ein sogenanntes Einheimischenmodell, um jungen Familien bei der Vergabe von Grundstücken einen gewissen Vorsprung gegenüber Zuzüglern zu verschaffen. So sollen Familien, die bereits ortsansässig sind, die Möglichkeit erhalten, am eigenen Wohnort ein Eigenheim zu bauen. Das geschieht vor allem in Gestalt verbilligter gemeindeeigener Grundstücke.
Um die am besten geeigneten Bewerber zum Zug kommen zu lassen, verwenden die Gemeinden häufig ein Punktsystem. Die genauen Kriterien unterscheiden sich von Ort zu Ort, zumeist kommt es aber auf diese Merkmale an:
- Bewerber sollten seit mindestens fünf Jahren ihren Hauptwohnsitz in der Gemeinde haben.
- Anzahl der Kinder
- zu versteuerndes Einkommen bis zu bestimmten Obergrenzen
- Ehrenamtliches Engagement (z. B. Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr).
- Bewerber sollten ihren Arbeitsplatz in der Gemeinde haben.
Förderbeispiele:
Kaufbeuren (Allgäu, Bayern)
Kaufbeuren wirbt mit der Vollversorgung bei Kitas und Krippen und wendet sich gezielt auch an Familien von auswärts. Denn wer zusätzliche Familien zu sich lockt, senkt den Altersschnitt der Bevölkerung und holt sich die Steuerzahler von morgen in die Kommune. Pro Kind zahlt Kaufbeuren Zuzüglern 5.000 Euro Eigenheimzulage und bezieht auch gleich noch Babys ein, die innerhalb von drei Jahre nach dem notariellen Kaufvertrag geboren werden. Höchstsumme: 20.000 Euro.
Dagegen erhalten Familien, die bereits in der Stadt leben, diese Prämie als Preisnachlass beim Kauf eines städtischen Grundstücks.
Erfurt (Thüringen)
In der Landeshauptstadt heißt die kommunale Förderung „Eigenheimrichtlinie“ und richtet sich an Familien mit zwei und mehr Kindern innerhalb bestimmter Einkommensgrenzen.
Die Förderung besteht im Preisnachlass auf ein städtisches Grundstück – und zwar in der Regel von 30 Prozent bei einer vierköpfigen Familie. Bewerber müssen sich über ein Punktsystem für die freien Grundstücke bewerben. Dabei gibt es Extrapunkte für Familien, die schon bisher in Erfurt leben und/oder dort ihren Arbeitsplatz haben.
Weitere Infos:
Welche Gemeinden bauwillige Familien fördern, ist übrigens nicht zentral erfasst.
Allerdings listet das Portal aktion-pro-eigenheim.de Gemeinden mit
einem Förderprogramm und ermuntert User, Gemeinden zu melden, die sich in diesem Sektor positiv hervortun.