Der Geburtsort des Bungalows liegt in Bengalen, einer Region, die heute zu Nordindien gehört. Daher auch der Name „bengalisches Haus“.
Der Ursprung des Bungalows
In Bengalen bauten sich britische Kolonisten im 18. Jahrhundert kleine Häuser auf dem Lande nach dem Vorbild einheimischer Hütten: eingeschossig und mit einer Veranda, die über die ganze Vorderfront reichte. Der typische Grundriss versammelte Speisezimmer, Schlafräume, Küche und Bad um einen zentralen Wohnbereich.
Anfang des 20. Jahrhunderts eroberte dieser Haustyp Nordamerika. Schnell gehörten Bungalows in Holzrahmenbauweise zu den beliebtesten Häusern, weil sie einfach zu bauen und bezahlbar waren. Ein Standardmodell gab es schon für 900 Dollar. Der Bungalow wurde zum Teil des American Dream: klein, aber immerhin auf dem eigenen Stückchen Land mit Gärtchen und mit Auto in der Auffahrt.
Ein Manifest der Privatsphäre und Freiheit. Er galt auch damals schon nicht nur bei der älteren Generation als komfortabel und wuchs sich flugs hinein in die Welt der Reichen und Gutverdiener. Dort war allerdings noch nicht die klassische Moderne angesagt, viel lieber kolportierte man diverse, als europäisch geltende Dekorationsstile.
Unsere Bungalowfantasie ist geprägt von Mies van der Rohe und seinem deutschen Pavillon zur Weltausstellung 1929 in Barcelona. Der wirkt noch heute neben den riesigen, üppig mit Stuck verzierten Ausstellungshallen des Messegeländes wie ein aus der Zukunft gelandetes Ufo. Ihre Blütezeit erlebte die Bauform bei uns jedoch erst im Gefolge der auch kulturellen Verheerungen des Zweiten Weltkriegs.
Einige Bauherren entschieden sich damals mit einem architektonischen Statement für den Bruch mit dem traditionellen Baustil samt Satteldach & Co. Ihr sicherlich bekanntester: Ludwig Erhard, der 1963 bei dem Architekten Sep Ruf einen Wohn- und Repräsentationsbau für die deutschen Bundeskanzler in Auftrag gab. Auch wenn sich konservative Regierungschefs gern zu teilweise höchst unqualifizierten Kommentaren zu dem Bau hinreißen ließen, wurde er bis 1999 genutzt. Noch heute gilt er, selbst im internationalen Vergleich mit den Residenzen westlicher Regierungschefs, als unverwechselbar und historisch einmalig.
Behauptet jedenfalls die Wüstenrot-Stiftung, mit deren Unterstützung der Bau kürzlich restauriert wurde. Er steht nun zur Besichtigung offen; Details siehe im Kasten rechts. Heute erzielen Bungalows bei Kunstversteigerungen Rekordpreise: Das Kaufmann House, das Richard Neutra 1946 in Palm Springs baute, kam 2008 bei Christie’s unter den Hammer. Für sagenhafte 17 Millionen Dollar.
Hier finden Sie Bespiele aktueller Bungalows in der Übersicht.