Okal – Mehrgenerationenhäuser neu gedacht

OKAL hat über das neue Miteinander, über funktionierende Hauskubaturen und lebenskluge Grundrisse nachgedacht. Im Gespräch mit Sven Propfen, Leiter der Abteilung Entwicklung des Fertighausherstellers

Herr Propfen, dass Großeltern, Eltern und Kinder zusammen unter einem Dach wohnen, galt lange Zeit als überholtes Lebensmodell. Aus Angst vor Abhängigkeiten, vor zu viel Nähe, vor disharmonierenden Lebensmodellen. Die Trennlinie zwischen den Generationen wird wieder durchlässiger. Für Sie ein Grund, über Mehrgenerationenhäuser nachzudenken?

Sven Propfen: Derzeit leben zwar nur vier Prozent der Erwachsenen in Deutschland mit den eigenen Eltern zusammen. Doch in letzter Zeit hören wir häufiger von potenziellen Bauherren, dass sie gern ihre Eltern zu sich ins Haus holen möchten.

Eigentlich ist das eigene Haus ja eines der deutlichsten Signale für die Abnabelung von der Welt der Eltern.

Sven Propfen: Für das Umdenken gibt es Gründe. Seit dem Wegfall der Eigenheimzulage steht für viele junge Familien die Frage, wie sie die Finanzierung für ein Haus auf die Reihe bekommen. Die Idee, es gemeinsam mit den Eltern zu bauen und die Last auf mehrere Schultern zu verteilen, ist da gar nicht so weit hergeholt. Auch Hartz IV zeigt Wirkung. Viele müssen erkennen, dass das soziale Netz löchriger wird und die Verantwortung der Familienmitglieder füreinander wächst.

Der Wille, sich gegenseitig zu helfen, ist ein Aspekt, der heute wieder eine ganz wichtige Rolle spielt: Um ihrem Beruf nachgehen zu können, brauchen Familien mit Kindern eine verlässliche Betreuung der Kleinen. Eine gute Chance für Oma und Opa, sich nützlich zu machen und ihre Großelternliebe auszuleben. Evolutionspsychologen sehen darin übrigens ein uraltes Erbe der Menschheitsgeschichte: Es gibt insbesondere bei älteren Frauen die Neigung, sich für die nachfolgenden Generationen einzusetzen. Ein weiterer Vorteil des Mehrgenerationenmodells: Die Senioren sind in ein soziales Netzwerk, in einen lebendigen Alltag eingebunden. Sie haben das beruhigende Gefühl, die eigenen Kinder in der Nähe zu wissen. Kann ja sein, sie sind selbst mal auf Hilfe angewiesen.

Wie sehen Ihre Vorschläge aus?

Sven Propfen: Ganz wichtig ist, dass jede Partei im Haus über einen eigenen Eingang verfügt. Das hat auch psychologische Relevanz: mein Schlüssel für meine Tür. Wir haben gerade zwei Mehrgenerationen-Modelle entworfen, die mit einer separaten Einliegerwohnung ausgestattet sind. Bei dem Modell mit Walmdach und zwei Vollgeschossen gehört der größeren Wohnung ein Teil des Erdgeschosses und das gesamte Obergeschoss. Mit 205 Quadratmetern ist sie ideal für Familien mit Kindern. Die zweite Wohnung bietet auf 59 Quadratmetern Raum für eine oder für zwei Personen. Beide Wohnungen sind modern geschnitten. Die Küche und der Wohn-Ess-Bereich gehen jeweils wandlos ineinander über. Die Kosten liegen schlüsselfertig mit Fundamentplatte bei circa 260.000 Euro.

Das andere Generationen-Modell ist ein Haus mit Satteldach – viele Baugebiete erlauben keine andere Dachform. Die Wohnungen sind ähnlich geschnitten wie beim ersten Modell. Das Schöne daran ist, dass sich diese Häuser zu jeder Zeit in den Dienst der Familien stellen: Sie zeigen ihre Stärke nicht nur heute, sondern auch mit Blick auf die Zukunft. Kinder werden zu Erwachsenen, Eltern zu Großeltern. Eine Einliegerwohnung hat den Vorzug, dass sie auch an Fremde vermietet und mit den Einnahmen die eigene Rente aufgebessert werden kann.

Wenn zwei Zimmer den Ansprüchen der Großeltern nicht genügen, was schlagen Sie dann vor?

Sven Propfen: Ein Mehrfamilienhaus zum Beispiel mit zwei Etagen und einem gemeinsamen Treppenhaus. Jede Partei bewohnt eine Ebene und kann die Eingangstür hinter sich zumachen. Die Wohnflächen wären nahezu identisch.

Was spricht für ein Doppelhaus?

Sven Propfen: Alles. Doppelhäuser werden in der Regel gebaut, weil sich die Hausherren die Kosten für das Grundstück teilen wollen. Warum sollte das nicht in einer Großfamilie funktionieren? Diese Lösung bietet zudem die Option, eine Haushälfte irgendwann zu verkaufen.

Wie lassen sich die Kosten für ein Mehrgenerationenhaus beherrschbar halten?

Sven Propfen: Zum Beispiel durch Eigenleistungen. Oder durch einen architektonischen Kniff: Normalerweise teilen sich beim Doppelhaus die zwei Parteien nur das Grundstück. Außenanlagen, Heizung und Sanitärstränge sind getrennt. Eine gemeinsame Heizung und gemeinsame Haustechnik wären natürlich Kostensparfaktoren.

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