Warmwasserbereitung: Zentral oder dezentral?

Wohlig warm, jederzeit verfügbar und effizient erzeugt

Warmwasserbereitung | Zentral oder dezentral? Als Kombi mit der Heizung oder separat? Mit Wärmepumpe oder direkt elektrisch erwärmt? So versorgen Sie Ihr Haus am besten mit warmem Wasser:

Von den rund 125 Litern Wasser, die ein durchschnittlicher Haushalt pro Person und Tag verbraucht, sind etwa 40 bis 50 Liter warmes Wasser. Damit ist aber nicht das temperierte Gemisch aus dem kalten und warmen Wasserstrom gemeint, das wir zum Duschen, Baden oder Spülen nutzen. Es ist allein der Anteil des 60 Grad heißen Wassers, das aus der Warmwasserleitung kommt. Der Aufwand, um dieses Wasser zu erhitzen, macht in einem älteren Haus etwa 10 Prozent des gesamten Energiebedarfs aus. In einem modernen Niedrigenergiehaus, das dank hervorragender Dämmung nur noch wenig Heizwärme braucht, kann der Anteil des Warmwassers bis zu einem Drittel ausmachen. Das heißt, wer Energie sparen will, sollte die Warmwasserbereitung im Blick haben.

Gleichzeitig sollte die Warmwasserversorgung selbstverständlich komfortabel, zuverlässig und hygienisch einwandfrei sein. Sowohl eine zentrale Warmwasserbereitung, als auch eine dezentrale Lösung mit Boilern oder Durchlauferhitzern direkt an den Zapfstellen, können diese Kriterien erfüllen. Welches im Einzelfall das beste System ist, hängt unter anderem vom individuellen Wasserverbrauch, vom Heizsystem und von Größe oder Grundriss des Hauses ab.

Badezimmer mit Dusche und Waschtisch und daneben einer eingebauten Nische für den Boiler zur Warmwasserbereitung.
Dezentrale Warmwasserbereitung: Ein Boiler oder Kleinspeicher erwärmt und speichert das Wasser dort, wo es gebraucht wird für eine oder mehrere Zapfstellen. (Foto: Stiebel Eltron)

In der Regel, wenn auch nicht zwingend, ist die zentrale Warmwasserbereitung an die Heizungsanlage gebunden. Das heißt, ein Wärmeerzeuger liefert Energie für die Raumheizung wie für die Trinkwassererwärmung. Voraussetzung ist eine Heizquelle, die Temperaturen von 60 Grad erreichen kann. Das schaffen Öl- und Gasheizungen mühelos, Wärmepumpen aber auch. Obwohl sie zum Heizen in der Regel mit niedrigeren Vorlauftemperaturen um die 40 Grad arbeiten, können sie diesen Wert für die Warmwasserbereitung zeitweise deutlich steigern bis zum erforderlichen Wärmegrad.

Am besten mit Sonne

Immer günstig ist es, wenn Solarthermie als zweiter Wärmeerzeuger in die zentrale Warmwasserversorgung einbezogen werden kann. Ist reichlich Solarwärme vorhanden, kann der primäre Energieerzeuger, Gas- oder Pelletheizung ebenso wie Wärmepumpe, in den Sommermonaten heruntergefahren werden oder ganz pausieren.

Im Heizungskeller oder Technikraum beansprucht die zentrale Warmwasserbereitung wenig Platz und relativ geringen Installationsaufwand. Dafür aber müssen Warmwasserleitungen zu den Entnahmestellen in Bad und Küche verlegt werden. Zumindest ab einer bestimmten Länge der Leitungen ist zudem eine Zirkulationspumpe notwendig, die das warme Wasser in den Rohren kontinuierlich bewegt. So wird sichergestellt, dass immer sofort warmes Wasser zur Verfügung steht, ohne Wartezeiten in der Dusche oder Badewanne.

Durch die Zirkulation soll auch verhindert werden, dass sich in den Leitungen Legionellen vermehren. Die Bakterien können schwere Lungenerkrankungen auslösen und gedeihen besonders in stehendem Leitungswasser, bei Temperaturen unter 55 Grad. Bewegung und das zeitweise Hochfahren der Wassertemperatur auf mindestens 60 Grad, sind die wichtigsten Vorbeugemaßnahmen.

Warmwasser auf Vorrat

Im Unterschied zur Heizwärme wird Warmwasser nicht gleichmäßig über den Tag verteilt benötigt, sondern vor allem zu bestimmten Zeiten, etwa für die morgendliche Dusche oder ein abendliches Wannenbad. Um diese Spitzenbedarfe zu erfüllen, gehört zur zentralen Warmwasserversorgung immer auch ein Speicher.

Speichertank: Die einfachste Form ist ein Wassertank mit innenliegendem Spiralrohr, durch das Heizwasser fließt. Dieses gibt seine Wärme an das Brauchwasser ab. Meistens wird so ein Tank mit einem elektrischen Heizstab ergänzt, der das Wasser einmal die Woche auf 60 Grad erhitzt, um Legionellen vorzubeugen. Statt über ein Spiralrohr kann das Wasser auch über einen außen am Tank angebrachten Wärmeübertrager erwärmt werden.

Pufferspeicher: Anders als der reine Warmwassertank hält ein Pufferspeicher sowohl Heizungs- wie Brauchwasser vor. Letzteres wird über eine spiralförmige Leitung durch den Tank geführt und vom Heizungswasser erwärmt. Bei jeder Zapfung an Dusche oder Becken strömt frisches Kaltwasser nach, sodass lange Stagnation und Legionellenbildung verhindert wird. Bei einem Pufferspeicher mit Frischwasserstation fließt das Trinkwasser nicht durch den Tank, sondern durch einen externen Wärmetauscher. Beide Systemvarianten können allerdings nur eine begrenzte Warmwassermenge innerhalb kurzer Zeit liefern. Für höheren Bedarf eignen sich sogenannte Blasenspeicher oder Tank-in-Tank-Lösungen, die kleine Brauchwassertanks in große Heizwasserspeicher integrieren.

Schichtladespeicher: Diese Tanks sind meist in drei Temperaturzonen gegliedert, von kühl (10 bis 20 Grad) im unteren bis zu heiß (bis 60 Grad oder mehr) im obersten Bereich. Sie werden auch kurz Schichtspeicher genannt und gelten als besonders effizient. Im Gegensatz zu anderen Speichertypen kommt es nicht zur Durchmischung von heißem und nachströmendem Kaltwasser. Daher muss nicht der gesamte Wasservorrat hocherhitzt werden, wenn heißes Wasser verlangt wird. Vorteilhaft ist ein
Schichtenspeicher auch bei bivalenter Versorgung mit Solarthermie als zweiter Wärmequelle. Von der Sonne erwärmtes Wasser kann direkt der entsprechenden Wärmezone zugeführt werden.

Abbildung eines Schichtspeichers für die Warmwasserbereitung: rechte Seite von außen mit Abdeckung; linke Seite ohne Abdeckung mit sichtbarem Innenleben
Oben heiß, unten kühl: Schichtspeicher für Warmwasser arbeiten sehr energieeffizient. (Foto: LINK3)

Warmwasser ohne Heizung

In einem Haus mit sehr hohem Energiestandard kann sich unter Umständen eine eigenständige Warmwasserbereitung lohnen, die unabhängig von der Raumheizung arbeitet.

Abbildung eines Trinkwasserspeichers, grafisch dargestellt mit geöffneter Außenhülle und dadurch sichtbarem Innenleben.
Statt der Außenluft nutzt die Warmwasser-Wärmepumpe die Abluft im Heizungs­raum als Energie­quelle. Ein Trinkwasserspeicher von 300 Litern bildet den unteren Teil des Geräts. (Foto: Remko)

Warmwasser-Wärmepumpe: Technisch ähnelt sie der Luft-Wasser-Wärmepumpe, nutzt aber statt der Außenluft die Abwärme im Keller oder Hauswirtschaftsraum als Energiequelle. Damit kann sie bei relativ geringem Stromverbrauch Trinkwasser auf 60 Grad erwärmen und im integrierten Tank speichern. Üblicherweise stehen dann zwei Wärmepumpen im Haus: ein günstiges Gerät mit niedriger Leistung für die Heizung und eine Brauchwasser-Wärmepumpe fürs Warmwasser. Diese kann übrigens auch mit jeder anderen Heizungsanlage, Gas-, Öl- oder Pelletkessel, kombiniert werden.

Boiler/Durchlauferhitzer: Bei dieser Variante wird das Wasser nicht zentral im Heizraum erwärmt – sondern direkt dort, wo es gebraucht wird, an Dusche, Wasch- oder Spülbecken. Warmwasserleitungsnetz und zentraler Speicher entfallen. Am effizientesten arbeiten Durchlauferhitzer, die das Wasser „just-in-time“ ohne Energieverluste erwärmen. Voraussetzung sind allerdings Drehstromanschlüsse. Für Boiler, die Warmwasser in kleinen Behältern speichern, reicht eine 230-Volt-Steckdose. Günstig und energieeffizient ist eine Warmwasserversorgung mit elektrischen Geräten vor allem dann, wenn der Strom dafür aus der eigenen Photovoltaikanlage kommt.

Schmales Gäste-WC mit weißem Waschbecken und einem kleinen Durchlauferhitzer zur Warmwasserbereitung darunter, sowie einem Handtuchhalter und einem kleinen Abfalleimer.
Ideal fürs Gäste-WC: ein kleiner elektrischer Durchlauferhitzer, der auch smart gesteuert werden kann. (Foto: Clage)
Weitere Ratgeberthemen finden Sie in mein schönes zuhause°°°.
mein schönes zuhause°°° FOLGEN SIE UNS AUF
zuhause3.de Newsletter


zuhause3 aktuelle Titelstory