Der Tonziegel ist der älteste künstliche Mauerstein. Heute wird er in vielen Formen und Bauweisen verarbeitet. (Foto: Rötzer-Ziegel-Element-Haus)
Massivhäuser heute
Ob Stein auf Stein oder mit Holzbohlen – Massivbauweisen haben eine lange Tradition. Neue Formen des Wandaufbaus und Vorfertigung in der Fabrik machen den Hausbau effizienter, schneller und günstiger.
Als Massivhaus wird meist ein Gebäude bezeichnet, das aus Mauersteinen oder Beton errichtet wird. Tatsächlich aber fällt auch ein Haus aus massivem Holz, etwa ein Blockhaus, in diese Kategorie. Das gemeinsame Kennzeichen beider Massivbauweisen, ob mit Stein oder Holz, ist, dass die äußeren und tragenden Wände aus einem durchgehenden, festen Material bestehen. Das unterscheidet sie vom Fertigbau mit einem Wandaufbau aus Holzwerkstoffen.
Auch wird ein massives Haus traditionell komplett vor Ort errichtet, während die Bauteile für ein Fertighaus in der Fabrik vorgefertigt werden. In diesem Punkt allerdings nähern sich Massiv- und Fertigbauweisen heute aneinander an, wie wir anhand von diesen Beispielen sehen.
Massiv in Stein
Mit innovativen Baustoffen und Wandaufbauten erreicht der Massivbau in Stein höchste Energiestandards. Vorfertigung macht die Bauweise noch effizienter
Zunächst zum klassischen Massivbau, der Stein-auf-Stein-Bauweise. Hier ist der altbewährte Tonziegel immer noch der am häufigsten verwendete Baustoff, gefolgt von Mauersteinen aus Porenbeton, Kalksandstein oder Leichtbeton. Für welchen man sich beim Hausbau entscheidet, hängt unter anderem davon ab, auf welche Eigenschaft beim jeweiligen Gebäude besonders Wert gelegt wird. So ist zum Beispiel der Kalksandstein für Mehrfamilienhäuser wegen seiner guten Schalldämmung gefragt. Keine Rolle dabei spielt, wie die Fassade des Hauses aussehen soll. Ob Putz, Verblendklinker oder auch Holzverschalung – dem fertigen Haus sieht man in der Regel nicht mehr an, woraus die Wände bestehen.
Unterschiede gibt es bei den Wärmedämmeigenschaften der verschiedenen Mauersteine. Hier haben Porenbeton und Leichtbeton die Nase vorn, auch moderne Ziegel bringen es auf sehr gute Dämmwerte, während der Kalksandstein weniger gut abschneidet.
Doch um die strengen Dämmstandards des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zu erreichen, kommt es nicht allein auf den Stein, sondern auf den kompletten Wandaufbau an. Mit entsprechender Verstärkung durch Dämmstoffe kann jedes Mauerwerk die GEG-Auflagen erfüllen. Ganz ohne Dämmung kommt auch eine Ziegelwand nicht aus, zumindest nicht bei üblichen Wanddicken. Dennoch lässt sich eine energieeffiziente Ziegelmauer in monolithischer Bauweise ohne extra Dämmschicht errichten, und zwar mit integrierter Dämmung. Bei hochwärmedämmenden Ziegel- oder Leichtbetonsteinen sind die sonst mit Luft gefüllten Hohlräume mit Dämmmaterial wie Steinwolle oder Holzfaser ausgefüllt.
Eine weitere Möglichkeit, die einschalige Wand mit Dämmung zu versehen, ist die Dämmung mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS), wie es auch aus der energetischen Sanierung bekannt ist. Auf der Außenseite des Mauerwerks werden Dämmplatten, meist aus Kunststoff wie Polystyrol oder Mineralwolle, befestigt, anschließend verputzt oder mit Verblendsteinen versehen.
Möglichkeiten der Dämmung
Alternativ lässt sich die geforderte Dämmwirkung auch mit einem zweischaligen Wandaufbau erreichen. Dieser besteht aus einer tragenden Hintermauer und einer zweiten Mauerwerksschale, beispielsweise aus Klinkern, die die Fassade bildet. Der Raum dazwischen ist entweder ganz mit Dämmstoff gefüllt (Kerndämmung) oder es liegt zwischen Dämmschicht und Außenschale noch ein Luftraum. Die Hinterlüftung soll die Dämmung vor Feuchtigkeit schützen.
Ein Nachteil herkömmlicher Stein-auf-Stein-Bauweisen ist, dass sie arbeitsintensiv und zeitaufwendig sind: Jeder Stein muss einzeln mit Mörtel und Kelle auf den anderen gesetzt, die Zwischenräume einer nach dem anderen verfugt und glattgestrichen werden. Um den Massivbau einfacher, schneller und kostengünstiger zu machen, wurden leichter zu verarbeitende Steine und neue Bauweisen entwickelt. Das sind beispielsweise Planziegel oder Plansteine mit glatt geschliffenen Ober- und Auflageflächen, für die nur eine dünne Schicht von Mörtel erforderlich ist, der nicht mehr in einer Mischmaschine angerührt werden muss. Es gehören dazu großformatige Steine wie etwa die im Kalksandsteinbau verbreiteten Planelemente. Schließlich folgte dann der Schritt in Richtung Fertigbau: Heute gibt es Massivhausanbieter, die ganze Wand- und Deckenelemente aus Steinen in Fabrikhallen vorfertigen und dann innerhalb weniger Tage vor Ort aufstellen – wie im Holzfertigbau. Diese Elementbauweise hat zudem den Vorteil, dass die Bauteile im Werk vorgetrocknet werden, was noch einmal einen Zeitgewinn darstellt. Sogar die ebenfalls aus dem Fertigbau bekannte Modulbauweise ist mittlerweile in Stein möglich. Dabei werden komplette Wohnmodule aus Leichtbeton mitsamt Versorgungsleitungen und Elektroanschlüssen industriell vorproduziert. Mit mehreren aneinander gereihten oder übereinander gestapelten Modulen lassen sich verschiedene Wohnformen schaffen.
Holzmassivbau – natürlich nachhaltig
Moderne Massivholzhäuser punkten mit ökologischer Bauweise, gesundem Raumklima und Vielfalt in Architektur und Gestaltung
Auch massive Holzhäuser werden zum Teil heute noch komplett vor Ort errichtet, wie einst die Blockhütte im Wald. Für eine Blockbohlenwand werden Rund- oder Vierkantbohlen aufeinandergestapelt und mit Holzdübeln oder -zapfen verbunden. Ergebnis: Wände aus 100 Prozent Holz, ökologisch, nachhaltig und wohngesund. Moderne Varianten nutzen auch Bohlen aus verleimten Schichtholzlagen. Aber damit sind die Möglichkeiten moderner Holzmassivbau-Technik noch lange nicht erschöpft:
Der Trend geht heute eindeutig zum zwei- oder mehrschaligen Aufbau, mit dem höchste Dämm-Standards bis zum Effizienzhaus 40 erreicht werden können. Weil Holz von Natur aus hervorragende Wärmedämmeigenschaften hat, kann bei entsprechender Dicke zwar ein einschaliger Wandaufbau durchaus die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes erfüllen. Besonders nachhaltige Außenwände erzielt man jedoch, wenn zwischen zwei Massivholzschichten eine Dämmung, zum Beispiel aus Kork, Hanf oder einem anderen Naturmaterial verbaut wird.
Dabei lösen sich heute die Grenzen zwischen Massiv- und Fertigbau immer mehr auf: Längst werden ganze Wandelemente aus Massivholz samt innenliegenden Dämmschichten im Werk vorgefertigt und dann auf der Baustelle zusammengefügt. Entscheidender Unterschied bleibt der besonders hohe Anteil von Holz, der die Bauweise sehr klima- und umweltfreundlich macht. Zudem kann auch hier auf Schrauben, Klebstoffe und andere nicht natürliche Baumaterialien verzichtet werden.
Architektonisch hat sich das moderne Holzmassivhaus ebenfalls weit vom rustikalen Blockhüttenstil wegentwickelt. Einerseits werden sichtbare Blockbohlenwände in Kombination mit großen Glasflächen und flachen Dachformen wie etwa Pultdächern zu zeitgemäßen Baustilen kombiniert. Andererseits lassen sich Blockhäuser einfach verputzen, sodass man ihre Bauweise nicht mehr unbedingt erkennen kann – außen wie innen. Die meisten Besitzer von Massivholzhäusern schätzen jedoch das Naturholz an der Innenseite der Hauswände wegen des ökologischen Wohnambientes.
Mehr zum Thema Haus und Bau finden Sie in jeder Ausgabe von mein schönes zuhause.