Vorzüge einer Hanglage: Viel Ausblick, Dachterrassen und ein Untergeschoss mit Tageslicht. (Foto: B&W/Andreas Martin)
So wird die Hanglage zur Toplage
Bauen am Hang, tolle Aussichten, günstige Grundstückspreise – aber auch mehr Aufwand für Planung und Erschließung. Die Hanglage birgt für den Hausbau einige Herausforderungen, bietet aber zugleich einzigartige Chancen.
Vor allem in Regionen südlich der Mainlinie sind Grundstücke am Hang häufig anzutreffen. Sie zählen zu den sogenannten Restflächen, werden manchmal auch als Problemgrundstücke angesehen – deshalb sind sie oft, wenn auch nicht immer, zu günstigeren Preisen zu erwerben. Sie lediglich auf ihren Schnäppchen-Wert zu reduzieren, würde Grundstücken in Hanglage jedoch nicht gerecht. Zwar stellen sie Bauherren und Planer tatsächlich vor einige Herausforderungen, von denen noch die Rede sein wird. Dafür aber bieten sie auch eine Reihe von Vorteilen und Chancen.
Als erstes ist da der meist unverbaubare Ausblick zu nennen, den kaum ein Grundstück in einem Neubaugebiet in der Ebene zu bieten hat. Zudem ergeben sich aus dem schwierigeren Terrain oft reizvolle architektonische Ideen. Schauen Sie sich die folgenden Hanghäuser an – jedes ein Unikat mit ganz eigenem Charakter!
Guter Preis vs. Mehraufwand
Vor dem Kauf eines Hanggrundstücks sollte man allerdings am besten mit Hilfe eines Architekten einschätzen lassen, ob sich der zu erwartende Mehraufwand für Erschließung und Bauarbeiten am Hang mit dem Grundstückspreis gegen rechnet. Bei einer Hangneigung von mehr als 15 Prozent gilt ein Hausbau nur selten als wirtschaftlich. Eine entscheidende Rolle spielen die Bodenverhältnisse: Wie tragfähig ist der Baugrund, könnte Hangwasser Probleme bereiten, sind Drainagemaßnahmen notwendig, muss die Grundfläche aufwendig begradigt werden? Antworten gibt ein Baugrundgutachten.
Auch die Baustelle am Hang muss meist zusätzlich gesichert werden, etwa durch Stützelemente. Die Himmelsrichtung spielt als Kriterium für die Grundstückswahl ebenfalls eine Rolle, denn am Hang sind die Ausrichtungsoptionen begrenzt. Der sonnige Südhang stellt zweifellos die Traumlage dar, Sonnenschutz sollte aber gleich mitbedacht werden. Am Nordhang können größere Fensterflächen den Lichteinfall verbessern. Zu beachten ist hier möglicher Schattenwurf von Gebäuden oberhalb des eigenen Hauses.
Bauweisen beim Bauen am Hang
Meist werden Häuser in den Hang hineingebaut. Das heißt, es wird auf der Hangseite Boden abgetragen und das Haus in den Einschnitt hinein gegründet. Das verschafft dem Bauwerk Stabilität und ist zugleich eine natürliche Dämmung für den hangseitigen Gebäudeteil. Die „eingegrabenen“ Teile des Untergeschosses eignen sich gut für Lager und Technikräume, während talseitige Kellerräume von Tageslicht profitieren.
In Terrassenbauweise wird das Haus der Neigung des Hangs angepasst, Stockwerke werden wie Treppenstufen übereinander gesetzt. Das bedeutet relativ viel Aufwand für Anschlüsse und Übergänge, schafft aber attraktive Flächen für Terrassen. Eine Spezialform sind Split-Level-Häuser mit verschobenen Ebenen innerhalb von Stockwerken.
An sehr steilen Hängen oder bei schwierigen Bodenverhältnissen kommt beim Bauen am Hang manchmal die Stelzenbauweise zum Einsatz: Nur die Hinterkante des Untergeschosses berührt den Hang, ansonsten „schwebt“ das Haus auf Stelzen aus Beton, Stahl oder Holz. Die Fläche darunter eignet sich beispielsweise als Carport. Die Unterseite des Hauses muss bei dieser Bauweise sehr gut gedämmt werden.
Vorteile des Hangs nutzen
Werden Häuser in den Hang hinein oder stufenförmig dem Hang folgend gebaut, haben sie in der Regel ein Kellergeschoss. Eine Gründung auf Bodenplatte wäre in diesen Fällen sogar die aufwendigere Lösung.
Auch der Keller kann in Fertigbauweise erstellt werden. Weil sie zur Talseite offen sind, eignen sich Untergeschosse am Hang hervorragend als Wohnkeller mit vielen Nutzungsmöglichkeiten, vom Homeoffice über Fitness-, Party- und Gästebereich bis zur kompletten Einliegerwohnung.
Sowohl die Bauleute des Hauses in Freiensteinau wie auch Familie Simon in Oberfranken nutzen das Untergeschoss als zusätzlichen Wohnraum und haben auch die Garagen dort integriert. Bei beiden Häusern ergeben sich aus Vor- und -Rücksprüngen der Fassade Flächen für Dachterrassen und Balkone.
Dass aber auch ganz andere Entwürfe am Hang möglich sind, zeigt die Stadtvilla im Umland von Nürnberg.
Am relativ flachen Hang ruht das Erdgeschoss oberhalb der stufenförmigen Gartenanlage wie auf einem Podest. Die Garagen schließen oben am Hang ans Erdgeschoss des zweistöckigen Hauses an.
Bedingt barrierefrei
Eine wichtige Frage beim Hausbau am Hang ist die Platzierung des Hauseingangs. Ist das Haus nur talseitig zugänglich, dann führt der Weg ins sonnige Obergeschoss zwangsläufig über Treppenstufen – entweder außen zu einem oberen Eingang wie bei unserem ersten Beispiel, Haus Freiensteinau.
Oder innen, wenn der Hauseingang unten liegt. Beides hält zwar fit, ist aber nicht für jedes Lebensalter geeignet. Vorausschauend könnte hier ein Lift für den Aufstieg vom Untergeschoss zur Wohnebene eingeplant werden.