Winterduft bei Minusgraden

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Selbst in der Tristesse des grauen, oft nebelverhangenen Winters brauchen Gartenliebhaber nicht auf die Kombination von Blüte und Duft zu verzichten. Auch in der kalten Jahreszeit kann man sich bei geschickter Pflanzenwahl das eine oder andere Kleinod in den Garten holen, wie die Autorin in ihrem eigenen Garten erfuhr.

Winterzeit – und doch liegt ein Hauch von Mandeln und Honig liegt in der Luft. Und plötzlich duftet es intensiv nach Jasmin. Einige Schritte weiter wiederum ist es ein Marzipangeruch, der mir in die Nase steigt. Nein, ich bin nicht auf dem Weihnachtsmarkt, sondern schlendere von meiner Gartenpforte den Weg entlang zur Haustür.

Die süßlichen Düfte kombiniert mit farbenprächtigen Blüten stammen von verschiedenen Winterblüher-Pflanzen, die sich erst jetzt so spät im Jahr und dann bis teilweise in den April hinein voll entfalten. So hat die Zaubernuss (botanisch Hamamelis) ihre nussig-honigsüß riechenden Blütenzungen entrollt. Sie blüht von Dezember bis Februar.

Gartengestalter und Firmeninhaber Reinhard Wahlers aus Scheeßel favorisiert die majestätische Zaubernuss, besonders die Sorte Pallida: „Sie trägt nicht nur besonders große, herrlich schwefelgelbe Blüten mit einem intensiven Duft, sondern hat auch eine sehr gute Fernwirkung“, schwärmt der 54-jährige Fachmann. Sie sollte deshalb als Solitär gepflanzt werden. So kommen die filigranen Blüten und der trichterförmige Wuchs der Pflanze ganz besonders gut zur Geltung.

Toller Trick der Natur

Um die Blüten vor Frostschäden zu schützen, hat Mutter Natur der Zaubernuss einen raffinierten Mechanismus mit auf den Weg gegeben: Sinken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, rollen sich die schmalen Blütenzungen wie von Geisterhand ein und entfalten sich erst wieder, wenn vergleichsweise milde Temperaturen von über null Grad herrschen.

Neben der Zaubernuss erfüllen auch andere Winterblüher den Garten mit ihrem Wohlgeruch. Gartengestalter Ralf Kappe aus Bergisch-Gladbach empfiehlt den rosafarbenen Winter-Duftschneeball. „Besonders attraktiv ist ebenfalls der Winterjasmin. Als Kletterpflanze benötigt er ein Gerüst oder ein Geländer. Die gelbe Blüte bildet einen wunderbaren Kontrast zu den grünen Trieben. Das fasziniert mich immer wieder“, so der 52-jährige.

Er ist, wie sein Kollege, Mitglied des genossenschaftlichen Zusammenschlusses Gärtner von Eden. Die so genannte Winter-Duft-Heckenkirsche oder auch Winter-Geißblatt genannt, ist von ihrer Erscheinung zwar eher unscheinbar, der Duft ist allerdings unschlagbar! Ihre rahmweißen Blüten mit gelben Staubgefäßen zeigen sich von November bis April und verströmen angenehmen Jasminduft.

Für Winterblüher wählt man am besten einen Standort entlang des Weges, an der Terrassentür, am Hauseingang oder auf dem Balkon, um Duft und Farbe auch im Winter häufig wahrzunehmen. Bei der Farbauswahl spielen Kontraste eine große Rolle. So kommt zum Beispiel das besonders elegant wirkende Cremeweiß der Schneeforsythie neben einer dunklen immergrünen Hecke besonders gut zur Geltung.

Vor einer weißen Hauswand wiederum wirken dunklere Blüten, wie die speziellen Zaubernuss-Züchtungen „Jelena“ oder „Diane“ sie tragen, besonders intensiv. Wichtig sind natürlich die Boden- und Lichtverhältnisse, die den jeweiligen Gehölzen zusagen müssen. Das weiß der Fachmann. So liebt beispielsweise die Zaubernuss ein geschütztes Plätzchen in sonniger Lage, während der Schneeball einen leicht feuchten, aber durchlässigen Boden in eher halbsonniger bis schattiger Lage bevorzugt.

Partnerwahl ist wichtig

Es lohnt sich also, bei der Bepflanzung des Gartens alle Jahreszeiten zu bedenken: „In den Wintermonaten sind immergrüne Gehölze, die diese ungewöhnliche Blütenpracht begleiten, einfach schön. Eiben, Buchs, Stechpalmen eignen sich hierfür besonders“, erklärt Gartengestalter Kappe. „Sie bleiben im Hintergrund und fungieren als grüne Leinwand, auf der die Blüten bestens zur Geltung kommen.“

Mein winterlicher Garten wurde zum wahren Genuss für die Sinne. Ich freue mich, dass der Gärtner mir den Weg zu meiner Haustür so wunderbar und weitblickend gesäumt hat. Hier gilt der Spruch: Der Weg ist das Ziel.

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